Miami Yacine – Casia // Review

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(KMN Gang / Groove Attack)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Es ist schon eine schwierige Sache mit den Hits. Die Single »Kokaina« des Dortmunders Miami Yacine war der Überraschungshit des letzten Jahres und essenzieller Bestandteil des kometenhaften Aufstiegs der KMN Gang. Sehnsüchtig warteten Rapfans auf ein dazugehöriges Album. Stattdessen überschatteten Gangrivalitäten und Gossip die nächsten Monate, bevor mit einem Jahr Verspätung endlich das Debütalbum »Casia« das Licht der Welt erblickt. Kein Wunder also, dass man sich dafür anscheinend lieber an ein bewährtes Rezept gehalten hat, als große Experimente zu wagen. Mit der Einkaufsliste für eine zeitgenössische Platte bewaffnet, begibt sich Miami Yacine in den Rap-Supermarkt und bedient sich an den passenden Regalen. Dafür geht er den kürzesten Weg in die Afro-Trap-Abteilung, wo er hinter die Premiumware greift und für »Daytona« eine fett- bzw. sparsam produzierte Variante wählt. Dazu nimmt er sich ein paar lateinamerikanische Zutaten (»Casia«), die ein bisschen Würze und Feuer reinbringen, ohne die Scoville-Skala auszureizen. Und auch in der französischen Abteilung schaut er vorbei und greift für die Glasur zu ein paar Bässen (»Großstadt dschungel«). Gekocht wird das Ganze heißer, als es gegessen wird, und die »Mamacitas« und der Squad beschweren sich zwar nicht, haben aber auch schon mal besser gegessen. Während die Brocken Stück für Stück geschluckt werden, bespaßt der Deutsch-Marokkaner die Entourage mit flotten Sprüchen, serviert die Geschichten von Cash, Koks und schönen Frauen auf einem blank polierten Silbertablett und singt sogar ein bisschen auf seiner eigenen Party. Das Ganze geht mit einer Flasche Schampus schon ganz gut runter, so richtig satt ist man danach trotzdem nicht. Immerhin die Prise »Kokaina«, die ganz am Ende noch drübergestreut wird, schmeckt ein Jahr nach dem Hype immer noch sehr gut. Kein Wunder, dass man das lieber als Nachspeise serviert. Hätte man das Pulver zu früh verschossen, die anschließenden Gänge wären eher lasch auf der Zunge zergangen.

Text: Arne Lehrke

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