MF Grimm – You Only Live Twice: The Audio Graphic Novel // Review

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(Day By Day)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

MF Grimms Leben könnte ohne weiteres als Vorlage für einen Roman herhalten. Denn was der New Yorker Rapper, Produzent und Comic-Autor bereits an Schicksalsschlägen hinnehmen musste, geht weit über das hinaus, was der durchschnittliche Reminiscin’-Dreiminüter in der Regel an Hard Knock Life aufbietet: Als Rapper seit Highschool-Tagen aktiv und eine gehörige Battle-Karriere sowie eine Maxi tief im Spiel, überlebte er 1994 nur knapp einen Mordanschlag, in dessen Folge der damals 24-Jährige sein Gehör, seine Fähigkeit zu sprechen und sein Augenlicht einbüßte, zudem ist er seit damals hüftabwärts gelähmt. Trotz gegenteiliger ärztlicher Prognose erholte sich Grimm weitgehend und widmete sich in der Folge wieder der Musik, die im Zuge der Indie-Renaissance der späten Neunziger auch zunehmend auf offene Ohren stieß. 2000 dann die nächste Katastrophe: Wegen diverser Drogenvergehen wurde Grimm zu ­lebenslanger Haft verurteilt, gegen eine Kaution von 100.000 Dollar durfte er jedoch noch einen Tag in Freiheit verbringen, die er dazu nutzte, in einem Gewaltakt sondergleichen noch ein vermeintlich letztes Album aufzunehmen. Mehrere Revisionsverhandlungen später wurde seine Strafe jedoch auf drei Jahre reduziert. Seitdem ist Grimm zwei Alben und einen autobiografischen Comicband lang auf freiem Fuß, und mit vorliegender LP schickt er sich an, seine Betätigungsfelder Rap und Comic zu bündeln: Die 13 Tracks fungieren somit als Soundtrack zu einem Comic, und auch wenn die visuelle Umsetzung noch abzuwarten bleibt, eine übertrieben spannende Angelegenheit ist das trotz aller Ambition nicht. Twiz The Beat Pro hat hierfür zwar gekonnte, aber viel zu glatte und vorhersehbare Boombap-Stangenware abgeliefert, und was Grimm darauf zum Besten gibt, ist je nach inhaltlicher Ausrichtung mal mehr, mal weniger interessant: Battle-Rap mit Boxer-Metaphern etwa ist heutzutage eben kein zwingender Hockerschubser mehr, wenn Grimm sich jedoch anschickt, sein Leben Revue passieren zu lassen oder wilde Shaolin-Storys an den Haaren herbeizieht, dann ist das zeitweise wirklich hörenswert. Also: Häkchengemetzel. Oder auf den Soundtrack zur Biografie warten.

 

Text: Marc Leopoldseder

 

 

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