(MMG/Atlantic/Warner)
Klar, »Wins & Losses« hätte ein unheimlich spannendes Album werden können, mussten doch wenige US-Rapper in den letzten Jahren so viel übers Verlieren in all seinen Facetten lernen wie Meek Mill. Zwischen öffentlicher Demontage (Drake), amourösem Irrweg (Nicki Minaj) und tragischem Todesfall (Lil Snupe) holte er sich etliche Schellen ab, die alle – mehr oder weniger – zwar ihr Echo auf Mills drittem vollwertigen Album finden, jedoch nicht so recht als kreativer Motor funktionieren. Nach dem eher konservativen »Dreams Worth More Than Money« wäre nun ein guter Punkt gewesen, die Sache mit den in die Länge gestreckten Geschichten von der Straße noch mal zu überdenken und neue Strategien zur Inszenierung der eigenen Person zu entwickeln, doch diese Hoffnung rauben schon die ersten Minuten auf »Wins & Losses«: Motivationsreden-Sample, sphärisch-aggressiver Beat, aufgekratzter Vortrag, »Dreams & Nightmares«-Feeling. Das funktioniert, gibt jedoch ebenso einen Ausblick darauf, wie die folgenden 64 Minuten ausfallen. Natürlich hat Mill sein Talent nicht verloren, lässt es durchscheinen auf dem Sample-basierten Resümee »Heavy Heart«, dem klagenden Young-Thug-Duett »We Ball« oder der hervorragend-elegischen Concious-Rap-Expedition »Young Black America«, opfert es an anderer Stelle jedoch vollkommen überflüssig finsteren Mächten. Von den Pop-Rap-Stücken, die unverhohlen in Richtung Mainstream schielen, ist die Chris-Brown-Schmonzette »Whatever You Need« die erwartbar nervigste, doch auch die dutzendste Erzählung des langen Wegs nach oben bleibt ohne neuen Einfall lähmend redundant. Eben daran scheitert »Wins & Losses« als Ganzes, trotz starker Einzeltracks: Meek Mill möchte zwar von Siegen und Verlusten erzählen, hat aber wenig Interesse daran, sich wirklich verletzlich zu zeigen. Stattdessen aktualisiert er einfach die Geschichte vom Underdog, der es von der Straße in die Charts geschafft hat,verpasst dabei jedoch die Chance, mit ein wenig Risikobereitschaft etwas Neues, Interessantes über sich zu erzählen.
Text: Sebastian Berlich