Lil Peep x Lil Tracy – witchblades // Video

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Die Frage ist ja: Was kommt nach Jazz- und Soul-Samples. Auf »Yeezus« war Kanyes Antwort zum Beispiel ein elektronisch-abstrakter Sound, der in Zusammenarbeit mit progressiven Elektronik-Tüftlern wie Arca entstand. Von den Südstaaten aus übernahmen währenddessen die 808 und aus einfachsten FruityLoops-PlugIns zusammengeschusterte Melodien den globalen Rapkosmos. Lil Peep und Lil Tracy graben dagegen an anderer Stelle.

Sie lassen sich, so klingt es fast, vom Pop-Punk der 00er-Jahre beeinflussen, von Emo-Girls wie Avril Lavigne, von Rockmusik, der aber ein verlangsamender Opiat-Cocktail injiziert wurde, und natürlich auch von der Soundcloud-Subszene, die sich um das TeamSesh oder Künstler wie Corbin und die $uicideboy$ gebildet hat. Die 808s schwimmen im Hintergrund immer noch, während der gerade 20-jährige, gesichtstätowierte Lil Peep, dessen Kurt Cobain-Frise ihm ins Gesicht hängt, Emoballaden über das Außenseiterdasein singt. Erinnerungen aus dem Mittelstandsleben in Long Island, die Gedanken emotionaler Teenager, ganz ohne hartes Straßen-Gefasel, gerade deswegen trotzdem real. Musik macht Peep erst seit Ende 2015, ist aber schon jetzt einer der interessantesten Bedroom-Musiker aus den USA, was auch seine letzten Mixtapes »crybaby«, »castles« »Hellboy« beweisen.

Lil Tracy dagegen, der, das behauptet zumindest seine Bandcamp-Seite, aus Virginia stammt, gibt weniger über sich preis, als der mittlerweile zum Outsider-Posterboy avancierte Peep. In Videos transzendiert sein Körper mit Störeffekten, zu greifen bekommt man ihn nicht. Maximal in seinen Texten, die ähnlich emotional, irgendwie negativ wirken und in Kombination mit eklektischer Gitarren-Aneignung nach einem artsy 2017er Entwurf von progressiver Rockmusik oder, wenn man ganz platt sein will, sogar nach einer art Neo-Grunge klingen. Sein neues Mixtape »Tracys Manga« zeigt’s. Am Ende siedeln sich Tracy und Peep irgendwo zwischen Nirvana, Gucci Mane, Internet-Trash auf YouTube und nerdigem Soundcloud-Rap an. Das Wichtigste aber ist: Sie schaffen neue Impulse. Ein ausführliches Feature über Lil Peep gibt es in der neuen JUICE #179 (hier versandkostenfrei bestellen).

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