Lil Peep & Lil Tracy – CÅSTLES II // Review

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(soundcloud.com/gothboiclique)

Was kann eine Schrotflinte heute schon noch bezwecken? Nichts, denn Tumblr hält Kurt Cobain am Leben. Vielleicht für immer. Viele sind noch immer fasziniert vom Nirvana-Sänger und posten Bilder des blassen Blonden, während sie die Schule schwänzen. ­Vielleicht waren Lil Peep und Lil Tracy solche Nerds, die nächtelang zu Grunge depressive Fanfiction in die Tastatur hackten. Ihre EP »CÅSTLES II« jedenfalls ist Musik, aus deren bloßem Soundbild schon die Suizidgedanken zu lesen sind. Schwarze Musik als Samplequelle spielt da längst keine Rolle mehr. Stattdessen ist der Rock der Neunziger so präsent wie selten auf einer Rap-EP, die nicht zur peinlichen Crossover-Nummer verkommt. Denn die Hyperaktivität der synthetischen HiHats und die trashigen, weil übersteuerten Kicks übertragen den Sound ins Jetzt. Traurigkeit. Vielleicht machen die beiden also Grunge-Rap, obwohl zugegebenermaßen selten gerappt, dafür umso öfter verzwei­felt geröhrt wird. Sie inszenieren Traurigkeit als coolste Sache der Welt, sind das hippe Pendant zu längst vergessenen Emo-Rockbands und lassen »CÅSTLES II« wie die Musik gewordene Verzweiflungstat zweier gesichtstätowier­ter Teenager wirken, die mit dem Hormonüberschuss so gar nicht umzugehen wissen. Das wiederum klingt interessant. Weil der neue Sound so eingängig produziert ist, weint am Ende auch der härteste Typ Krokodilstränen, während er mit der Teenie-Tochter »Dying Out West« hört und »We’ll Be Alone Tonight« mitlallt. Emotional und 15 war schließlich jeder mal.

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