LGoony – Intergalactica // Stream

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Retter, Idol, Feindbild: Seit LGoony vor ziemlich genau zwei Jahren mit dem »Spacetape Vol. 1« ins Netz krachte, polarisiert der Kölner. Die Skeptiker hatten sich schnell eingeschossen auf die vermeintlich 12-jährige Speerspitze des Cloudrap (sic!). Doch Goony machte unbeirrt weiter, performte zunächst mit Money Boys Glo Up Dinero Gang, klärte Co-Signs und Features von Casper und ließ seinen Marktwert mit dem »Grape Tape« weiter steigen. Gegen Ende der Spielzeit Zwofuffzehn quartierte er sich mit Bruder im Geiste Crack Ignaz in einem Berliner Studio ein und recorderte »Aurora«. Zwei größtenteils ausverkaufte Tourneen und einen gefeierten Splash!-Auftritt später ist LGoony Teil unseres #DeutschrapsZukunft-Covers, ohne je einen Tonträger verkauft zu haben.

Mit »Intergalactica« bricht nun eine neue Zeitrechnung an: Zwar erscheint auch das dritte Solotape aus dem Goonyverse wie gewohnt zum kostenlosen Stream auf Youtube und Soundcloud. Auch einen Download-Link findet man ohne größeren Suchaufwand. Aber zum ersten Mal besteht auch die Möglichkeit, das Tape, wenn auch nur digital, käuflich zu erwerben. So ganz vermag man sich den Mechanismen der Deutschrap-Industrie dann doch nicht zu beugen, auch wenn Ignaz und Goony jüngst mit Airforce Luna ihr eigenes Label aus der Taufe hoben, um auch in Zukunft möglichst autark an der Game-Umkrempelung werkeln zu können. Die Haltung zur deutschen Rapszene hat sich jedoch kaum geändert: Auf »Intergalactica« inszeniert sich LGoony erneut als Außenseiter, der mit der Welt aus Premiumboxen und Promobeef wenig anfangen kann. Aufgekratzt und autogetunt ätzt Ludwig gegen alles, was ihm zuwider ist und prahlt in gewohnter Manier von Ruhm und Reichtum. Die Alchemisten der »Electronic Lightcore« genannten, stets basslastigen Beat-Brühe bleiben weitestgehend gleich: DJ Heroin, GEE Futuristic, Nikki 3k und hnrk sorgen u.a. für Galaxie-umspannende Klänge. »Ich spürte es seit Tag eins, da kommt was Großes auf uns zu«, orakelt Goony auf »Blutmond«. Dass das von ihm angebrochene Kapitel Deutschrap-Geschichte noch lang nicht zu Ende ist, dürfte klar sein.

Foto: HEKS Sascha Haubold

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