»I said it’s like that, dropped one classic, came right back/’Nother classic, right back/My next album, the whole industry on a ice pack« – Kendrick hatte uns vorgewarnt. Auf »The Heart Part IV« tat der derzeit wichtigste Rapper der Welt streng genommen einfach nur das, was man als Rapper eben so tut: auf die Kacke hauen, sich selbst über den grünen Klee loben. Der Unterschied zu 99 Prozent der Konkurrenz im Falle Lamar: all das Braggadocio, die groß gespuckten Töne, das Auf-die-eigene-Schulter-Geklopfe, bei Kendrick ist das mehr als nur heiße Luft. Wenn der Mann sagt, er habe in den letzten Jahren ein paar Klassiker aus dem Ärmel geschüttelt und würde nun gerade den dritten Anlauf nehmen, dann erschaudern gestandene Zeitgenossen, weil sie allesamt wissen, wie ernst es diesem Dude aus Compton doch ist.
Und tatsächlich: »DAMN.« präsentierte am vergangenen Freitag einen Künstler, dessen Schaffenszenit nun scheinbar schon ein halbes Jahrzehnt anhält. Immer neue Superlative müssen sich die Feuilletonisten ausdenken, weil alles, was Kung-Fu Kenny anfasst, einfach so verdammt großartig ist. Dabei bleibt stets die Frage offen, wie man den textlichen Meisterwerken auf visueller Ebene gerecht wird. Die erste Videosingle »HUMBLE.« schaffte das mit brennenden Köpfen und übersättigtem Bildwahnsinn. Für »DNA.« setzt sich Hollywoodstar Don Cheadle an den Lügendetektor und schmeißt Kendrick anschließend dessen Lyrics an den Kopf. Wir lassen das jetzt alles auf uns wirken und wälzen dann anschließend noch mal die Geschichtsbücher, um zu prüfen, ob es jemand in HipHop-Historie mit einem vergleichbaren Run wie dem des Herrn Lamar gegeben hat. What a time to be alive.