Karate Andi – Turbo // Review

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Karate Andi Turbo

(Selfmade/Universal)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Als Karate Andi vor zwei Jahren mit einer gepflegten Arschbombe ins Haifischbecken Deutschrap krachte, erwischte es die hiesige Szene wie ein Tsunami. Der selbst­ernannte »Boss vom Hinterhof« machte die Konkurrenz mit dreckigen Wortspielen und seinem ungepflegelhaften Spelunken-Swag im Vorbei­gehen schnapsnass – lediglich den Beats seines damaligen Produzenten 7Inch fehlte es noch ein bisschen an Bumms. Diese Schwachstelle wurde auf dem langerwarteten Nachfolger »Turbo« nun behoben – Bazzazian und Farhot sei Dank. Deren »Sound aus der Speedküche« ist Andi für seine »Hits from the Bong« wie auf die Plauze tätowiert. Und so rotzt Andi seine hart verdaulichen Textbrocken stimmgewaltig mit seiner phlegmatischen Trademark-Delivery auf das Cracksteinstraßen­pflaster aus Beats und Bazz. Inhaltlich bleibt alles beim Alten: Es geht um die Wackness der Konkurrenz und die Glorifizierung des versifften Neuköllner Lifestyles aus allem, was dem Eskapismus dient und billig ist: Schabrackensex, Mofa fahren und gepanschte Rauschmittel. Also – ganz viele Rauschmittel: Bier, Wodka, Wein, Champagner, Slibowitz, Jägermeister, Korn, Kippen, Klebstoff, Glasreiniger, Koks, Ketamin, Tramadol, Gras, Speed und (Liquid) Ecstasy – die Liste der erwähnten Spaßmacher auf »Turbo« ist lang. Wenn Andi über seine Mucke als »Unterschichtenrap aus dem Amphe­taminlabor« spricht, dann meint er das auch so. Real Talk eben. Unbestreitbarer Hit der Platte ist das rostfreie »Eisen«, auf dem der treibende Beat Andi mit verknitterter Rewe-Markt-Tüte über den Hermannplatz scheucht und ihn zum Bare-Knuckle-Kampf mit Straßenpennermädchen in Trai­ningsanzügen peitscht. Aber »Turbo« bietet nicht nur Representer und Battletracks, sondern auch Konzeptlieder-Wahnsinn straight outta Sozialsumpf. So kredenzt er uns mit »Kleider deiner Mutter«, dezent maso­chistischem Unterton und im Duett mit Fotzenflüsterer Nico-K.I.Z sein erstes Liebeslied: »Nach zwei Stunden Rumgeficke mit blutiger Unterlippe/darf ich endlich schlafen gehen – in meiner Hundehütte.« Romantischer wird es nur noch, wenn sich Andi ungeniert zum Pauschaltarif im Puff verlustiert (»Flatrate«) und dort dem orgasmischen Swingerclub-Motto frönt: »Raus aus dem Alltag und rein in das Fickloch.« Ihr sucht einen Soundtrack fürs erste Date? Voila.

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