Jay Prince – Wonder EP // Review

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(DRMCLB Records / Cosa Nostra Music)

Obwohl Jay Prince in seinem jungen Leben schon einige wichtige Entscheidungen treffen musste, ist die Beständigkeit, mit der er sich ihnen in seiner Musik verweigert, erstaunlich. Vier Jahre nach seiner Vorstellung als vollästhetischer Blog-Liebling liegt für den Londoner das Geheimnis nach wie vor im Kompromiss – zwischen warm und kalt, organisch und synthetisch, flach und tief, alt und neu. So verschwimmen soulige Keys und füllende Atmo-Pads mit tiefen Subbässen und Trap-Drums. Jay Prince ist in seiner Komfortzone, singt, rappt, und klingt dabei im einen Moment wie Kendrick (»Beamlight«), im anderen wie Travis Scott (»Flow«), ob der karibischen Intonation und der eigenen Delivery aber immer wie Jay Prince. Während die letztjährige Sommer-EP »Cherish« noch von der Unbeschwertheit junger Liebe erzählte und in den rar gesähten lyrischen Momenten vorsichtig unkonkret blieb, setzt »Wonder« genau an dieser Stelle an. Reflektierte Passagen über den jahrelangen Hustle als Auskennerliebling, eine Rutschepartie auf der Memory Lane und plötzlich geht es mit »Closer« dann richtig tief: »Fuck a good day, I’m happier when I’m sad/I been on the road and speakin’ to no one else/The money come in low, I’m dealin‘ with what I’m dealt/This is for my unborn child, needed my help.« Von finanziellem Struggle über gesichtswahrendes Schweigen bis zu handfesten Depressionen lässt Jay Prince alles raus. Dass das aber zu keinem Moment pessimistisch, dunkel oder abstrakt, sondern durchgehend wie butterweicher Feelgood-Raop klingt, ist die Stärke des Tapes. Irgendwie ist Jay Prince der coolere Mick Jenkins – und »Wonder« auch, aber nicht nur der Crowdpleaser für edgy Soulection-Fans mit schönen Instagram-Profilen, die Saba und Smino mögen. Sondern unpeinlicher Trapsoul, facettenreicher Urban-Pop – oder schlichtweg geiler R’n’B.

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