
Seit einigen Jahren tobt in Rapdeutschland ein erbitterter Kampf: Alt gegen neu, real gegen fake, Bars gegen Melodien, MPC gegen 808. Während sich die in Hustensaft getränkten US-Trends im Laufe der Zehnerjahre auch hierzulande etablierten, versuchten wir stets, neutral zu bleiben – und über jene Künstler und ihre Musik zu berichten, deren Schaffen wir für szeneübergreifend relevant hielten. Diese Neutralität endet mit sofortiger Wirkung: JUICE stellt redaktionsübergreifend die Berichterstattung über alle Rapper ein, die Autotune in ihrer Musik verwenden.
»Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Schließlich haben wir über die vergangenen Jahre den Aufstieg von Autotune-Künstlern wie Ufo361, Trettmann oder LGoony eng begleitet. Eine solche Zäsur ist für uns zum jetzigen Zeitpunkt jedoch unumgänglich«, so JUICE-Chefredakteur Daniel Schieferdecker zur Entscheidung. Eine Rückbesinnung auf die Grundwerte des HipHop ist vonnöten. »Oftmals täuschen mit Autotune verfremdete Hooks und Verses über die Sinnentleertheit der Texte hinweg. Dabei sollte es im HipHop doch vor allem um eines gehen: Bars«, so Jakob Paur, der den Onlineauftritt des Magazins seit 2013 federführend betreut. Gerade die über die vergangenen Jahre förmlich explodierte Popularität von sogenanntem »Mumble Rap« hat redaktionsintern zu einem Umdenken geführt. Als Leitmedium sehen wir uns verpflichtet, dem Genre und seiner Szene Denkanstöße zu liefern. Bedingt durch den vermehrten Einsatz von Autotune ist eine Abgrenzung des Genres Deutschrap zu Schlagermusik heute oftmals kaum noch möglich. Dieser Fehlentwicklung wollen wir mit dieser Maßnahme aktiv entgegenwirken.
Die Entscheidung, Autotune-Rap zu boykottieren tritt für die Onlineberichterstattung mit sofortiger Wirkung in Kraft. Ab JUICE #186 (erscheint am 19.04.) wird die strategische Neuausrichtung auch erstmals in einer Printausgabe umgesetzt.


