Illa J – Home // Review

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(Jakarta Records)

Wertung: Vier Kronen

Detroit ist kein Ort, der ein gemütliches Zuhause verspricht. Früher spuckte die Stadt Träume am Fließband aus, die Wirtschaft florierte und das ortsansässige Label Motown gab nicht nur der Popmusik entscheidende Impulse, sondern arbeitete zumindest in der Unterhaltungsbranche an der Emanzipation von Afroamerikanern. Spätestens um die Jahrtausendwende kollabierte das System jedoch, die Einwohnerzahlen brachen ein und Detroits bekannteste popkulturelle Figur wurde ein weißer Rapper, der zu Beginn seiner Karriere gerne kettensägenschwingend den amerikanischen Alptraum verkörperte. Wie nun also dieser ausgezählten Stadt Tribut zollen, wenn es sich um die eigene Heimat handelt, der Ist-Zustand jedoch nicht verschleiert werden soll? Illa J findet mit »Home« eine ebenso charmante wie schlüssige Antwort darauf und meistert nebenbei das gelungenste Album seiner Karriere, die bislang nie so recht den Schatten des verstorbenen älteren Bruders J Dilla abschütteln konnte. Nach Jahren unterschiedlicher kreativer Partnerschaften scheint er in Calvin Valentine einen passen­den Gegenpart gefunden zu haben: Der junge Produzent nimmt warme, an die Vergangenheit der Stadt erinnernde Samples und baut Illa daraus einen Sound, in dem er seine Melange aus Rap und Gesang sehr akzentuiert einsetzen kann. Auf »Home« bedeutet das vor allem viel Gesang, der selbst überzeugt, wenn er in gefährliche Falsett-Regionen rutscht, während gerappte Strophen nur noch sehr dosiert und wohlüberlegt eingesetzt werden – etwa in der Gangster-Reflexion »Detroit Bad Boys«. Manche Beats, wie das holprige »Silencers« oder das sinistre, TripHop-nahe »7 Mile«, fordern ihren Protagonisten auch regelrecht dazu auf, es sich nicht zu gemütlich zu machen, während die Texte von finanziellen Nöten und dem alltäglichen Struggle berichten. Als Gegengewicht setzt Illa ein Vertrauen in die Musik als Heimat, eine Zuversicht, die bereits die besten Motown-Platten in sich trugen. »Home« ist damit auch als Statement zu verstehen: Hier ist jemand endlich bei sich angekommen.

Text: Sebastian Berlich

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