(Enemy Soil/ Uncle Howie/ Groove Attack)
Ill Bill. Zusammen mit Vinnie Paz. Innovationen musikalischer Art kann man sich also schon mal abschminken. Und feingeistige Lyrik sowieso. Zwar haben die beiden im Verbund mit ihren jeweiligen Crews – Non Phixion und Jedi Mind Tricks – ohne Zweifel Pionierarbeit geleistet, den ein oder anderen Klassiker erschaffen und sich eine mehr als treue Fanbase erspielt. Aber wenn man sich ansieht, was da effektiv an Entwicklung passiert ist, muss man feststellen, dass im Grunde eben gar nichts passiert ist: Dicke weiße Männer rappen böse über bombastischen Düster-Boombap – so funktioniert dieses Subgenre, in dem die beiden neben Necro und der Dick-weiß-und-böse-Supergroup La Coka Nostra zu den Galionsfiguren gehören, seit mehr als einem Jahrzehnt. Nun ist es aber so, dass das für Künstler und Fans überhaupt kein Problem darstellt: An der erprobten Formel rumzuschrauben käme in diesen Kreisen vielmehr einer Änderung des Reinheitsgebotes gleich. Und deswegen wird da verdammt noch mal auch nichts geschraubt. Darum setzt »Heavy Metal Kings« auch genau so ein, wie man sich das erwartet: »Keeper Of The Seven Keys« stampft mit einem hektischen Klassik-Loop los, dann scratcht’s und Vinnie kommt mit Brachial-ansage reinmarschiert – fick Trends, fick enge Hosen, fick diesen »Kanye faggot shit«, fick dich und überhaupt kriegen jetzt erst mal die ganzen Sitzpisser und Warmduscher aufs klugscheißende Maul. Und wenn man in der entsprechenden Stimmung ist – also leicht angesoffen, mittel frustiert und schwer abgeturnt – dann funktioniert das auch ganz prächtig, zumal die Bombastproduktionen von u.a. C-Lance, Ill Bill, DJ Muggs und Shuko perfekt die Gefühlsregion zwischen mieser Laune, Aggression und Pathos treffen. Alte Freunde wie Reef The Lost Cauze, Sabac Red oder Q-Unique dürfen da nicht fehlen, genauer analysieren sollte man die Lyrics der versammelten Bösespucker jedoch nicht. Was sich Vinnie und Bill hier aus Kriegsfilmweisheiten, Verschwörungsgedöns, alttestamentarischer Moral, Gruselmärchen, Straßentalk, Battlerap und homophoben Beleidigungen zusammenspinnen, ist nämlich oft ganz, ganz absurder Quatsch. Auch wenn es sich geil anhört.
Text: Marc Leopoldseder