Freundeskreis – Esperanto (1999) // Review

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(Four Music / Columbia / Sony)

Wertung: Fünf Kronen

Musik als Weltspreche. DJ Frico, Milliano und Don Philippe beherrschen sie und transponieren gleichzeitig HipHop in bislang ungeahnte Dimensionen. »Let’s connect combine zones wether by letter or phone« – Max spricht Tacheles, redet Klartext und packt Poetry in Motion: »Sternstunde/Die Revolution der Bärte« beispielsweise, der geheime Single/Top-Favorit von FK, brilliert mit einem bislang verschwiegenen Spiegelbild des Musikbizness. Und FK kennen dieses Spiel, kennen diese Industrie und wissen diese für ihre Anliegen zu instrumentalisieren. Und daß Max ein Soul-Man ist, wird nicht nur auf dem Duett mit Joy Denalane (»Mit Dir«) offensichtlich – dieser Vibe ist allgegenwärtig und beseelt absolut jedes der FK-Crewmitglieder! Straight up HipHop: Ein Herz und eine Seele. Nur fehlgelenkte Puristen interpretieren Gitarren- und Latin-Grooves hier als fremd und unpassend! Skits, die nicht die Funktion von Lückenfüllern übernehmen, sondern eigenständig funktionieren und (ab-)geschlossene Kapitel einer längeren Geschichte darstellen. Dazu eine Gästeauswahl, die ebenso erlesen wie passend das Gesamtkunstwerk »Esperanto« vorantreibt: Ob IAM’s Shurik’N auf »Briefwechsel“, ob Déborah auf dem Titelstück, ob Mighty Tolga auf »Sternstunde«, ob Udo Lindenberg auf »Nebelschwadenbilder«, ob »Tabula Rasa Pt. II« mit Sékou und Andres, ob Samy auf »0711 To Eimbush« [sic!] oder das Heimspiel mit Afrob und Massive Töne auf Stuttgarts neuem »Pulsschlag«. Der Einsatz von Sprache als Stilmittel und stilistische Offenheit als ein Grundprinzip – die Kommunikationshürden also völlig niedergerissen: das ist FKs praktizierte Definition von »Esperanto«. Und by the way: In Stuttgart gibt es doch tatsächlich eine »Esperanto-Straße«! Wenn auch Esperanto als Weltsprache gescheitert scheint, liefert FK mehr als 1000 plus einen guten Grund, sein Herz der Weltsprache Musik zu öffnen, der wohl universellsten aller Sprachen. Word up!

Text: Chris Marhun

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