Mit Kid Cudi hat er äußerlich einiges, musikalisch dann aber doch nicht ganz so viel gemeinsam, wie man aufgrund der begeisterten Lobeshymnen von DJ Stickle oder Casper glauben könnte. Einer der größten Deutschrap-Hoffnungsträger im Jahre null nach »XOXO« ist Ahzumjot trotzdem. Durch sein souveränes Auftreten wirkt er bereits jetzt wie ein Star. Sein Albumdebüt »Monty« wird aller Voraussicht nach im Herbst erscheinen und die Szene wie ein Nackenklatscher in St. Pauli-Manier treffen. Musikalisch und textlich macht dieser 21-Jährige seine Musik mit einer klaren Vision – die sich stilistisch vor ähnlich zukunftssicheren Ideen aus Toronto, L.A. oder Chicago nicht verstecken muss.
Der Weg weist steil nach oben. Zur Zeit stehen auf dem Speiseplan von Ahzumjot aber noch Smacks und Büchsen-Ravioli – nicht Hummer und Kaviar. An GEMA-Abrechnungen und Endorsements ist noch nicht zu denken. Um für die nächsten Monate die Miete zu sichern, bewirbt er sich zum Zeitpunkt des JUICE-Gesprächs bei jedem, der in der Hamburger Innenstadt so Teilzeitjobs im Angebot hat. Oder arbeitet zwischendurch als Model. Aber ein durchschnittlicher Bürojob? Niemals. »Ich möchte auf jeden Fall Berufsmusiker werden.«
Die Chancen stehen nicht schlecht. Ahzumjot schreibt, produziert und mastert seine Musik fast komplett in Eigenregie. Bislang trat er vor allem an der Seite von Rockstah oder als Teil von Schlechte Menschen in Erscheinung. Für sein Debüt als Solokünstler orientierte er sich an seinen Lieblingsproduzenten. »Ich bin -großer Fan der Neptunes. Ansonsten auch Kanye ab ‘Graduation’. Seine älteren Sachen sind musikalisch vielleicht sogar besser, aber ich liebe es besonders, wenn er Tempowechsel einbaut und die Musik in der Hook komplett anders klingt.« Auf »Monty« schlagen sich diese Vorlieben vor allem in der Drum-Programmierung nieder. »So Far Gone« und »808s & Heartbreak«, das trotz schlechter Kritiken zur Blaupause für eine neue Generation von Rappern avancieren konnte, sind erklärte Favoriten des Hamburgers. Ansonsten zeichnet sich sein Sound vor allem dadurch aus, dass er häufig gezielt mit den Erwartungen der Zuhörer bricht und sich gerne abseits ausgetretener Pfade bewegt. »Viele wollen, dass ihre Beats möglichst perfekt und klar klingen. Ich finde das langweilig. An den Neptunes schätze ich, dass sie Sounds einbauen, die eigentlich gar nicht zusammenpassen. Ich mag es, wenn es einzelne Elemente gibt, die einen Beat nach außen hin aufbrechen. Außerdem arbeite ich sehr gerne mit unüblichen Samples.«
Auf »STDKDS«, einem der markantesten Songs seines Albums, treffen ein Clipse-Zitat und ein Sample der Band Cults aufeinander. Indie-Hipster-Pop aus Brooklyn meets Crack-Rap aus Virginia Beach. Ein anderer Song, »Sepia zu Gold«, samplet Spandau Ballet und wird die erste Single jener Platte, die nicht nur im Titel Bezug auf Ahzumjots Hund Monty nehmen wird. »In dem Song wie auf dem Album dreht sich alles um meine Träume und Hoffnungen. Es geht darum, aus unserem tristen Alltagstrott auszubrechen – allen Widerständen zum Trotz.« Sein Identifikationspotenzial bezieht das Album daraus, dass Ahzumjot es perfekt versteht, die Hoffnungen und Sorgen der heutigen Großstadtjugend mit einem Augenzwinkern in echte Songs zu kanalisieren. Er richtet sich an eine Generation, die irgendwo zwischen Internet-Exhibitionismus, iPhone-Abhängigkeit und Fifa-Sessions auch nach dem richtigen Weg in ein gutes Leben sucht. Während viele andere Menschen in seinem Alter ihre Gedanken in Alkohol und Partys ertränken, verfolgt Ahzumjot einen anderen Weg. Die Musik. Koste es, was es wolle. »Hoffentlich habe ich genug Willen und Talent, um es zu packen.«
»Sepia zu Gold« ist die erste Single-Auskopplung aus Ahzumjots Debüt-Album »Monty«. Die dazugehörige digitale EP mit Rockstah-Feature und Savas-Sample kann bei Meinrap.de kostenlos heruntergeladen werden. »Monty« selbst erscheint am 30. September und kann hier bestellt werden.
Text: Sascha Ehlert
Foto: Felicitas Wittenburg