Eunique – Gift // Review

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Wertung: Vier Kronen(Kobra Militär / Chapter ONE / Universal Music)

Ein so gewagtes Langzeit- und Real-Life-Projekt hat die Szene noch nicht erlebt: Seit zwei Jahren arbeitet sich die Hamburgerin Eunique in einem Artist-Development-Bootcamp in Berlin-Schöneberg 23/7 den Arsch ab. Mentor, Manager, Composer und Visionär Michael »Bazz« Jackson trieb sie in seinem Wohnstudio zu Höchstleistungen, engagierte einen Personal Trainer und stellte ihr ein 360-Grad-Package aus Songwriting-Stunden, Microposing-­Unterricht und Interview-Training zusammen. Die Idee ist so größenwahnsinnig wie genial: am Mood-Board eine makellose Künstlerin zu erschaffen. Man könnte fast sagen: durchrationalisieren. Doch das wird dem Swag und Blues, dem Rapkomplettpaket Eunique nicht gerecht. Das Debütalbum des Rap-R’n’B-Hybrids erscheint nun auf dem Peak ihres Hypes (Vogue-Artikel und Nike-­Endorsement iz da). »Giftig«, der Opener im Swizz-Beatz-Style, steckt die Marschroute direkt ab: »Ich bin im Film-Schieber-Modus/Realkeeperfokus mit Sing-Sang als Bonus«. Und wer bitte hat härter gearbeitet, so eisern für seinen Erfolg gekämpft? Ich kenn keinen Deutschrapper, der das zumindest noch penibel dokumentiert hat. Im Rahmen der Promophase erscheint wöchentlich das Daily-Soap-Format »Becoming Eunique« – safe das unterhaltsamste Marketingtool des Jahres –, in dem der Everyday Struggle des härtest-hustlenden Tag-Teams dokumentiert wird. Dass »Gift« trotz des transparenten Auftretens der Protagonistin neue Stories bereithält, ist eine Ausnahme im Zeitalter der gläsernen Künstler. So wird dem Track »Mulan« ein Gespräch von Eunique mit dem RZA angehängt, in dem der über ihren verstorbenen Vater spricht – und wie sich auf »Karma« herausstellt, war ihr Dad Anthony »Poetic« Berkley aka Grym Reaper, der als Rapper und früher Horrorcore-Held bei den Gravediggaz aktiv war und im Juli 2001 dem Kampf gegen Darmkrebs erlag. Am Ende wird der Part ihres Paps aus dem Track »Dangerous Mindz« angespielt – eine transzendentale Fackelübergabe, bei der Eunique den eingeschlagenen Pfad ihres Vaters übernimmt. Und nicht nur dieses Geheimnis lüftet »Gift«. Auch wenn einige Beats generisch, ihre Reime hier und da etwas stümperhaft wirken, wird klar, dass Euniques Veranlagung einzigartig in Schlandrap ist. »Bomboclaat, Bad Gyal!«

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