Dumbfoundead – We Might Die // Review

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(soundcloud.com/dumbfoundead)

Rappen ist das Sprachrohr der Minderheiten. Mantra-ähnlich weht diese Erkenntnis alle paar Monate durch die Feuilletons hiesiger Tageszeitungen. HipHop ist nun schon lange zum Millionengeschäft geworden, die Ambition zu rappen entspringt aber noch immer der Melting-Pot-Struktur der USA. Und nicht zuletzt sehen sich viele Rapper durch Trump, Black-Lives-Matter und Polizeigewalt gezwungen, den Traum eines post-racial Amerikas zu vergessen und ihre Identität wieder zum Thema zu machen. So auch Dumbfoundead. Hatte der Rapper aus L.A. bisher seine koreanischen Wurzeln als Running Gag verbraten, legt er auf diesem Mixtape seine Selbstironie ab. Umgeben von wallenden Synthies beginnt er zu erzählen: Das altbekannte Gangster-Narrativ projiziert er in »Ancestors« auf seine Familie, die ihn über Mexiko in die Staaten schmuggelte. In »Safe« mokiert er sich über die diesjährige Oscar-Verleihung, die nicht weißer hätte sein können: »The other night I watched the Oscars/And the roster of the only yellow men were all statues.« Und in »Harambe« inszeniert Dumbfoundead das Meme gewordene Schicksal eines vom Zoopersonal erschossenen Gorillas zum Sinnbild für den unaufhörlich wütenden Kampf zwischen Staatsgewalt und People of Colour in den USA. »We Might Die« spielt gekonnt und entwaffnend mit Stereotypen, bis sie an Bedeutung verlieren und verpuffen. Das Mixtape entlässt einen nach zehn Songs mit einer gehörigen Portion Pessimismus, Zukunftsangst und der Gewissheit, dass unsere Zeit gerade genau das verdient.

Text: Lukas Klemp

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