(soundcloud.com/denzelcurryph)
Seit der Doppel-EP »32 Zel/Planet Shrooms« hat Denzel Curry vor allem für Verwirrung gesorgt: SpaceGhostPurrp-Beef hier, musikalische Ausflüge da. Um so erfreulicher, dass schon die »Imperial«-Vorab-Single »ULT« wieder jenem bedrohlichen Braggadocio-Bombast näher kam, der Denzels Diskografie zum Soundtrack für mondbleiche Nachtmenschen machte. Eine atemberaubende Delivery, dunkle Unterbewusstseinslyrik und die beklemmende Dark-Cloud-Kulisse von Ronny J oder FNZ, die schon für subtile Horrorcore-Hommagen wie »Threatz« verantwortlich war, treten wieder in den Vordergrund. Der selbsternannte »Gook« kanalisiert auf zehn Tracks die Wut seines skrupellosen Hood-Herzens in schießwütige Ohrwürmer. »Sick And Tired«, eine kaltblütige Raubzughymne aus Paranoia-Piano und Serienkiller-Synthies, ist ebenso kampfbereit wie die kriegerische Antirassismuskampagne »Narcotics«. »Story with no title, everything is vital/Came up in this game, now my idols is my rivals« – Memphis-Misanthropie in Three-6-Mafia-Tradition trifft Streetkid-Skepsis. Obwohl auch Florida-Vorstand Rick Ross ein paar Carol-City-Tales auffährt und Joey Bada$$ Rauchwolken in den türkis-violetten Kush-Crunk namens »Zenith« pustet, bleibt Denzel zu jeder Sekunde Protagonist der eigenen Show. Seine Performance ist heroisch, ja beinahe ausgehungert angriffslustig. Am Ende sind es einzig die emotionale Eindimensionalität in Rap und Beat sowie das hastig wirkende Tracklist-Arrangement, mit der diese Horrorshow knapp an der Hardcore-Rap-Großtat vorbeiskippt.
Text: Fionn Birr