CyHi The Prynce – No Dope On Sundays // Review

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(red music / Sony Music)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Gott speichert ihn in der Playlist und lässt sich ganze Alben von ihm schreiben – und doch ist er einer der unterschätztesten ­Schreiber der Rapwelt. CyHi The Prynce wird in über 30 Text-Credits von Kanyes letzten vier Meisterwerken erwähnt, was ihn neben Travis Scott zum wichtigsten Puzzleteil in Yes Brainstorming-Team macht. Oder wie der G.O.O.D.-Musiker selbst sagt: »Kanye ist wie Captain Planet, und wir sind sein Feuer, Wasser, Wind und Herz«. Vielleicht ist CyHi doch eher Wests Seele, beinahe unsichtbar und zuletzt in Vergessenheit geraten. Obwohl es nie einen Hype um den unscheinbaren XXL Freshmen von 2011 gab, könnte der Zeitpunkt für sein Debütalbum kaum passender sein. Denn die Sehnsucht nach Bawrz, die eine Saison überleben und mehrbödigen Konzeptalben aus den Süstaaten ist gewachsen im Insta-Zeitalter. Der Golden-Era-Vibe, den CyHi – selbst immer mehr Biggie- als Gucci-Fan – auf »No Dope On Sundays« adaptiert, macht ihn in seiner Heimat Atlanta zum Antihelden. Anstatt auf das dominierende Soundbild der Stadt, die hektischen HiHats und monotone Ignoranz, setzt er auf tiefergelegten Süd­staaten-Soul, Gospel-Samples und Priester-Punchlines. »No Dope On Sundays« erzählt eine Woche zwischen zwei Welten (Corner und Kirche) und stellt den Assist-Geber als Solokünstler in den Vordergrund. Es ist eine unorthodoxe Erzählung über den Fresh Prynce in der Magic City, der den Sabbath ehrt und unter der Woche nach Erlösung im Stripclub sucht. Das reflektierte Gegenstück zu Migos’ »Culture«-Momentum oder das biografische Vorspiel zu 2 Chainz’ »Pretty Girls Like Trap Music«. Da stört nicht mal der unklare »THat Part«-Rip-Off – die erste Single, die mit Kanyes erstem gerappten Lebenszeichen nach seinem Zusammenbruch als PR-Stunt verwirrte. Auf »Nu Africa« entwirft CyHi das von Jay-Z ausgerufene Zeitalter des Afro-Tech auf die Diaspora und schärft ein panafrikanisches Bewusstsein. Das G.O.O.D.-Music-Roster, Schoolboy Q und Jagged Edge (!) dienen im Albumkosmos als Nebendarsteller, die als OGs, Drogendealer oder PriesterInnen in das Gewissen der großen Erzählung reden. Auf »No Dope On Sundays« meißelt CyHis seine zehn Trap Commandments in Stein. Das dürfte nicht nur den Allmächtigen zufriedenstellen.

Text: Carlos Steurer

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