(Wolfpack Entertainment / Soulfood)
Dass Aggressionen im Regelfall einem wie auch immer gearteten Gefühl der Frustration entspringen, ist Chakuza schon lange bewusst. Der Österreicher hat seit eh und je tonnenweise Energie aus eben dieser Wechselbeziehung gezogen. Vor zwölf Jahren veröffentlichte er den ersten Teil seiner Trilogie »Suchen und Zerstören«, die er nun zu Ende bringt. Die Stringenz der Platte ist, wie der Zugang zu Chakuza selbst, einzig im Kontrast auffindbar: Durch die ellenlange Tracklist zieht sich ein offenkundiger Riss, der das Release in zwei – lediglich durch den rauen musikalischen Unterbau zusammengehaltene – inhaltlich überschneidungsfreie Teile spaltet. Hätte man den Titel des Projekts schlüssig am Gehalt beider Hälften orientiert, müsste es wohl eher »Zerstören und Suchen 3« heißen, da sich Chakuza zuallererst einem hasserfüllten Rundumschlag hingibt. Was dabei an starken Pointen, kreativen Metaphern und treffsicheren Punches in den Battle-Passagen fehlt, wird leider durch den exzessiven Einsatz von faden Schwanz-Lines wettgemacht. Chak pöbelt, mimt den Fiesling, schändet Gräber und zeichnet diabolische Endzeitszenarien, wobei das mutmaßliche Ziel, dem oberflächlichen Duktus früherer Alben gerecht zu werden, oft zu krampfhaft zu Tage tritt. Dieses Manko ist auf dem zweiten Part der Platte auf einmal wie weggeblasen: Plötzlich wandelt Chakuza die eigene Abgekämpftheit wirkungsvoll in schöpferische Dynamik um. Als sei ein völlig neues Buch aufgeschlagen worden, rekapituliert er jäh tiefsinnig seine persönlichen Niederlagen, philosophiert mit patziger Whisky-Stimme über die »Grenze der Belastbarkeit« und lässt Rückschlüsse auf sein beachtliches Talent zur Selbstreflexion zu. Beständig wie authentisch erzählt er aus Ego-Perspektive das Melodrama des tragischen Helden, nimmt bildhaft Abschied von einer ohnehin meilenweit entfernten Szene und setzt der eigenen Isolation ein unverwechselbares Denkmal.
Text: Alexander Barbian