Caramelo – Orange Mound // Review

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((Live From Earth))

Caramelo geht zur Hochzeit deiner Schwester im Jogginganzug, Caramelo geht aber nicht an sein Nokia-Handy. Vielleicht, weil die Augen rot wie Rubine leuchten durch das ganze verdammte Kraut und die »Gefährliche Sprite«. Glaubt man dem Sound und den Erzählungen auf »Orange Mound«, dann rappt hier ein Gangster aus Memphis. Glaubt man Caramelos Biografie, ist ein Deutscher aus der Provinz am Werk. Doch das spielt keine Rolle, denn Caramelo gleitet so selbstüberzeugt über minimales Durcheinander aus reduzierten Bässen, Synths auf zu starken Beruhigungsmitteln und Drums, die einen ob ihrer auffälligen Rolle im Vordergrund anzupöbeln scheinen, dass die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt. »Orange Mound« ist die Weiterführung der Weiterführung des Memphis-Sounds der Neunziger, die nicht so mordlustig ist wie alte Three-6-Mafia-Tapes und keine so körnige Lo-Fi-Ästhetik verfolgt wie SpaceGhostPurrp. Stattdessen vermischt sich lallende Down-South-Rhythmik mit einer entschleunigten Annäherung an Trap. Und dann ist da plötzlich K.Ronaldo, der im Intro vom besten Stück »RauchZieh­DipLean« erst mal 44 Sekunden lang gequält ins Mikrofon stöhnt und röchelt, bevor im Hintergrund jemand damit beginnt »Ratatatatata« zu flüstern und stoisch die Worte aus dem Titel heruntergebe­tet werden. Das ist wirklich Dada, wirklich gaga, aber wahrscheinlich einfach nur der Sound, der durch den zugedröhnten Kopf rauscht, wenn hintereinander geraucht, gezogen und gedippt wird. Alles für die Kunst!

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