(Interdependent Media/Import)
Es gibt diese Rapper wie Ras Kass, Jadakiss und Canibus. Erst der verdiente Hype und die Chart-Features, dann das Album mit Gold- statt Platinplakette und schließlich der unrühmliche, langsame Abstieg. Wenn’s gut läuft, bleibt der Respekt der Community und ein zweiter Frühling im Underground. Bei Canibus blüht dieser offensichtlich gerade. “C Of Tranquility” strotzt vor Selbstvertrauen, Stolz auf die eigene Vita und einer grimmigen Zufriedenheit im Hier und Jetzt. Das Adrenalin, das immer noch im atemlosen und ewige Reimketten schmiedenden Flow zirkuliert, mag aber auch von den Namen der Producer befeuert worden sein, die ihm die Hand freundschaftlich auf die Schulter und die Beats unter die gehetzte Stimme gelegt haben: DJ Premier, Scram Jones, D/R Period und Jake One haben A-Liga-Ware bereitgestellt und Canibus diese dankend angenommen. Er ist ganz offensichtlich nicht vergessen worden seit den Tagen, in denen er zeitweilig erfolgreich am Thron vom Ladies Lover Cool James kratzte. Revanchierend bricht Can-I-Bus hier ein Reimegewitter los und legt vom retrospektiven “CPTN Cold Crush” bis zum abschließenden “Right Now” noch mal eindrucksvoll Zeugnis seiner unfickbaren Skills ab. Doch nicht nur die Summe aller Teile macht hier den Kuchen cremig, sondern auch die Reihenfolge ist mehr als dope. Erst wird viermal ins Genick gefahren, dann wird’s obendrein geloopt (samt Premo mit Oboen-Schnipsel), um im letzten Drittel mit feisten Breaks in die Zukunft zu winken. Besonders ab der Mitte wird der Spannungsbogen mit den Quickies “Free Words” und “The Messengers Message” in die Höhe geschraubt, um dann das Ganze mit tiefen Reflexionen wie auf dem Seventies-Space-Beat von “Good And Evil” bis zum Slow-Mo-Abspann “Right Now” nach Hause zu fahren. Tranquility heißt Gelassenheit, und diese wiedergefundene Eigenschaft steht Canibus sehr gut.
Text: Matthias Schädl