BROCKHAMPTON – Saturation III // Review

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(Question Everything Inc. / Empire)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Es gibt einfachere Aufgaben, als eine Review zum dritten und letzten Teil der »Saturation«-Trilogie zu verfassen. Was weniger daran liegt, dass das Nun-doch-nicht-letzte-Album der All-American-Boyband schlecht oder gar belanglos wäre. Vielmehr fällt es schwer, auf wenigen Zeichen wiederzugeben, wofür die (mal mehr, mal weniger) vierzehnköpfige Crew um Gründer Kevin Abstract ein ganzes Haus in Kalifornien benötigt. Den Ende 2017 veröffentlichten, eine gute Dreiviertelstunde füllenden Langspieler aus dem Kontext gerissen zu bewerten, fühlt sich irgendwie an, als würde man »Fight Club« mit Menschen analysieren, die nie die letzten zehn Minuten gesehen haben. Denn seit sich die Außenseiter und Antihelden aus dem Kanye-Fanforum musikalisch wie räumlich zusammengetan haben, um die Nahrungskette US-amerikanischer Schulhöfe auf den Kopf zu stellen, ist mehr entstanden, als nur drei musikalisch hochwertige Alben innerhalb von sieben Monaten. Missbrauch, Homophobie, Gewalt, Mobbing – kurz: eine Gesellschaft, die nicht möchte, dass du anders bist. Die »Saturation«-Trilogie wird bestimmt von zurückgewonnenem Selbstvertrauen, das selten direkter über Bild und Ton in deine Fresse transportiert wurde und nicht nur amerikanischen Teenies zeigt, wie viel Style es haben kann, man selbst zu sein. Genau diese Authentizität ist es, die die Jungs nicht nach pathetischem Kalenderspruch-Conscious-Rap klingen lässt, sondern nach einer wütend-liebevollen Kampfansage zugunsten persönlicher Freiheit. Dank hochgehaltener DIY-Fahne fährt der Lovetrain einen ganz eigenen Sound, dessen Einflüsse sich irgendwo zwischen Kanye und Tyler, The Creator, Justin Timberlake, den Backstreet Boys und Vanessa Carlton bewegt. Ein verdammt buntes Potpourri also. Und auch wenn nicht ausnahmslos jeder Song deinen persönlichen Geschmack treffen wird: Wer den Grundgedanken dahinter verstanden hat, kann eigentlich gar nicht haten. Der Hype ist real. Und er ist verdient. Lasst uns alle ein bisschen mehr Brockhampton sein.

Text: Valentin Waibel

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