Hmm. Nicht, dass man an dem Umfang einer Promophase die Qualität eines Albums ablesen könnte. Aber für einen Rapper von Format wie Detroit’s very own Big Sean wäre das bezeichnend. Kurz die Late-Night-Formate abgeklappert, eine Handvoll aufwendig hergestellter Videos produziert und dann ist es schon wieder auf dem Markt, das mittlerweile vierte Soloalbum. Mehr aber auch nicht. Kaum Innovation, wenig Aufmerksamkeit, Comfort Zone, keinen Bock. So wirkte die Werbung zum Album bereits mehr wie ein zaghaftes Bescheidgeben als ein Statement. So, als würde man abseits vom Vertrag auch von Label-Seite aus wenig Energien investieren. Da fehlt was. Dieses Feuer. Die Lust an der Kunst. Augenscheinlich jedoch ist alles da, was es braucht: eine Armada an Go-To-Produzenten, ein wenig bis gar nicht beteiligter, aber natürlich als Executive gelisteter Kanye West, mit »Bounce Back« eine der besseren Singles des jungen Jahres und ein noch straffer durchgeplantes Konzept als »Dark Sky Paradise«. An sich folgt »I Decided.« einem abstrakten, aber schönen Narrativ, worin sich Sean Don zweier Alter Egos annimmt: einem gealterten Ich und einem wiedergeborenen Ich mit der Weisheit des älteren. Get it? So erforscht er im Verlaufe des Albums die größten Fehlentscheidungen des Lebens, um im korrigierten zweiten Versuch einen besseren Sohn, Partner und Mann verkörpern zu können. Auf musikalischer Ebene allerdings misslingt es ihm, diese beiden Charaktere zu etwas Größerem, Einzigartigen zusammenzuführen. Während er zumindest erzählerisch versucht, Neuland zu betreten, bleiben rein klangästhetisch viele Wünsche nach einem klareren, differenzierteren Sound-Begriff offen. Big Sean war noch nie der große Genreforscher. Aber erneut bedient er sich hier zu vieler Drake- und Kanye-Requisiten. Man möchte meinen, während seiner bald zehnjährigen Karriere hätte Sean Anderson seinen Ansatz von Rap entwickelt. Erneut zeigt sich aber das Gegenteil: »I Decided.« ist eines seiner besten Alben – im direkten Vergleich zu seinen Mitspielern bleibt er aber »mediocre«.
(G.O.O.D. Music / Def Jam / Universal Music)