Seit Anbeginn seiner Karriere ist Diddy HipHops vorderster Mainstream-Modernisierer – beispielsweise mit Hits wie »Bad Boy For Life« oder »All About The Benjamins«. Dabei gelang es ihm aber immer auch, so sehr zu polarisieren, dass er zum Lieblingsfeind aller Realkeeper wurde. In den letzten Jahren verlor Puffy aber scheinbar sein Gespür für neue Sounds, die zugleich massenkompatibel sind, und gab lieber den allseits verhassten Staatsfeind No.1, der auch gerne auf Gitarre rappt. Mit »Last Train To Paris« nimmt P. Dieter nun wieder die alte Fährte auf, lässt elektronische Sounds in die Produktionen integrieren und bezeichnet das Ergebnis als »Electro-HipHop-Soul-Funk«. Tatsächlich ist Diddys fünftes Studioalbum eine perfekt durchgeplante Pop-Platte geworden, die mit einem Pseudokonzept den inhaltlichen Nonsens, der auf ihr zum Besten gegeben wird, zu überspielen versucht. Anstatt inhaltlicher Substanz gibt es eingängige Hooks und wer auch nur ein Minimum an Rapskills erwartet, halte sich an Diddys Featuregäste wie Drake, Weezy oder Wiz Khalifa, nur nicht an den Meister selbst. Simple Haus-Maus-Reime, die man sonst gerne aus der Feder eines Frank Farian erwartet, sind vermutlich vor allem für passionierte »Black Music«-Fans konzipiert: »Are we living in vain?/Are we living in pain?/Girl, remember my name/And whatever remains/After we walk on white sand, let’s travel in style/Just wanna see you happy and smile/I can change your life in one flight, let’s take off tonight.« (»I Hate That You Love Me«) Dazu kommen Tunes wie »Ass On The Floor«, denen der Zusammenhang zwischen Chorus und Parts komplett abgeht – während Diddy und seine R&B-Chanteusen in Herzschmerz schwelgen, fordert der reichlich deplatziert wirkende Swizz Beatz zum gepflegten Arschwackeln auf und konstatiert: »Them haters can’t tell me nothing.« Müssen sie auch gar nicht. Denn Haten ist die 7522.
Säule des HipHop – und damit hat dieses Album ohnehin nichts mehr zu tun.
Bad Boy/ Interscope/ Universal
Julian Gupta
Diddy-Dirty Money