(hhv.de)
Deutschrap allgemein und Boombap-Rap im Speziellen haben dieser Tage ein großes Problem: Mittelmäßigkeit. Das Gros der Rapper kann gut rappen und hat einen sicheren Beatgeschmack – für mehr reicht es aber oft nicht. Die Wenigsten sind heute wirklich schlecht, aus der Masse heraus sticht aber nur eine Handvoll Protagonisten. Dieses Schicksal ereilt leider auch AzudemSK, obwohl der Münsteraner Talent mitbringt und man »Bis das Leben applaudiert« die Leidenschaft anhört, die er in die Musik steckt. Aber das reicht eben nicht. AzudemSK flowt solide über klassischen Jazz-Sample-Bummtschack und erzählt dabei von seinem »normalen« Leben und seiner Liebe zu HipHop. Oft tut er das, indem er beides miteinander verbindet, wie auf »Kreise schließen sich«, in dem er ausschließlich Graffiti-Metaphern für bestimmte Punkte seines Werdegangs verwendet. Eine schöne Idee, die hat bloß nicht genügend Spannendes zu bieten. Was fehlt, sind Alleinstellungsmerkmal und Überraschungsmomente, die AzudemSK von ähnlich gelagerten Kollegen abheben würden. Besonders deutlich wird das auf »Weißte wie« mit Pierre Sonality und Mase. Schon durch ihre einprägsamen Stimmen und ihren variablen Flow stechen die Funkverteidiger heraus. Im Gegensatz zu AzudemSK haben sie ihre Nische in der Sparte Boombap-Rap gefunden und ihren Sound auf eigene Art und Weise perfektioniert. Vielleicht fehlt dem Hauptprotagonisten zu diesem Schritt die Lockerheit im Umgang mit vermeintlichen Dogmen aus dem HipHop-Grundgesetz. Auf seiner fünften LP will AzumdemSK einfach nicht so recht aus dem vorgegebenen Muster ausbrechen. Es ist angenehm, dass »Bis das Leben applaudiert« wie aus einem Guss klingt, doch am Ende ähneln sich die Herangehensweisen der Songs zu sehr, als dass ein Beat oder eine Hook sich langfristig im Gehörgang festsetzen würden. AzudemSK liefert damit ein ziemlich gut gemeintes und keinesfalls schlechtes Album ab. Es könnte aber mit einer deutlicheren Ausdifferenzierung ein viel größeres Publikum ohne Rucksack erreichen.
Text: Julius Stabenow