Autorencharts 2015: Patrick Lublow (freier Autor)

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Crack Ignaz – Kirsch (Album)
Crack Ignaz

Trotz seines herausragenden Features auf dem ersten LGoony-Tape habe ich Crack Ignaz gekonnt ignoriert. Fragt mich nicht warum, ich habe das einfach unter »unhörbarer Meme-Rap« abgestempelt und in eine Schublade mit Money Boy gepackt. Glücklicherweise haben mich Freunde dazu gezwungen, in »Kirsch« reinzuhören. So bin ich, trotz wirklich ausgeprägter Wiener-Schmäh-Phobie, doch noch in den Genuss des Sommer-Albums 2015 gekommen.

 


LGoony – Grape Tape (Mixtape)
LGoony
Man muss das nicht gut finden, keine Frage. Aber wenn man auch nur den Hauch einer Ahnung von Rap und nicht nur eine gebrannte »Bambule« im CD-Regal stehen hat, dann muss man einfach anerkennen, dass Goony mit Talent gesegnet ist und als einer der wenigen in diesem Land ausnahmslos seinen eigenen Film fährt. Man kann sich natürlich darüber aufregen, dass Goony nicht die beste Technik hat, es in den Texten um Nichtigkeiten geht und überhaupt, was ist aus dem guten alten Rap geworden? Man kann sich aber auch einfach eingestehen, dass man selber vielleicht alt geworden ist, die Welt sich jedoch weiterdreht und Rap im Jahr 2015 auch so klingen darf.

 


K.I.Z. – Hurra die Welt geht unter (Album)
KIZ
Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass mich ein K.I.Z.-Album nochmal so richtig umhauen kann. Versteht mich nicht falsch, die vier Berliner haben bisher keinen einzigen Ausfall in ihrer Diskographie, ganz im Gegenteil. Doch dass sie mich und viele andere noch mal derartig überraschen werden, damit habe ich nicht gerechnet. Die Ironie bis auf ein Minimum reduziert, hasserfüllte Ansagen, persönliche Texte – Fans wie Feuilletons sind verwirrt. Und ich, ich bin entzückt.

 


Zugezogen Maskulin – Alles brennt (Album)
Zugezogen_Maskulin_
Alle paar Jahre gibt es dieses eine Album, das einfach anders ist. Ein neuer Sound, eine neue Herangehensweise, eine neue Attitüde, eine neue Vortragsweise oder, wie in diesem Fall, alles zusammen. Einige dieser Alben sind wegweisend bzw. läuten eine neue Ära ein, andere manifestieren einfach nur die Andersartigkeit ihrer jeweiligen Interpreten. Bei »Alles brennt« ist es wohl letzteres, doch ich kann nicht sagen, dass mich das traurig stimmt. Solange Zugezogen Maskulin alle paar Jahre ein Album wie dieses rausbringen, können die MC Bombers dieser Welt gerne eine gleichklingende Platte nach der anderen releasen. Album des Jahres, Punkt.

 
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1 Kommentar

  1. Waren auch meine Topalben, außer Waving The Guns (kannte ich davor nicht) und Crack Ignaz (davor habe ich mich bisher auch immer gedrückt, werde ich mir jetzt aber anhören). Anstelle dieser wären bei mir Chefkets Nachtmensch und Maulis Spielverderber gewesen.

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