Argonautiks – Aus Dem Leben // Review

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 (donniebombay.bandcamp.com)

Vielleicht wurden die Argonautiks von den Hauswänden im Osten verschluckt. 2010 hingen sie in einem Teltower Keller ab: Die Augen waren rot, die Beats nüchterne Sample-Feldzüge. »Glasige Augen« hieß ihre damalige EP, die auch in der JUICE Beachtung fand. Danach passierte wenig. Private Probleme. Die Köpfe waren voll. Doch irgendwann braucht es eine innere Reinigung. Das Duo findet sie weder im Schweige­kloster noch beim Urban Gardening. Sie haben lieber ein Album aufgenommen. »Aus dem Leben« umreißt Ernüchterung, ist voll mit in Grautönen flirrenden Erzählungen des Scheiterns und Wiederaufstehens: ein Blick auf Vergangenes. Irgendwann hat man »Die letzte Bombe« kassiert, dann die letzte ausgeteilt. Geil ist es nicht, wenn wahlweise der Kiefer oder die Fingerknöchel schmerzen und darauf ein Streit mit der Freundin folgt. Das Album ist somit auch als Selbstabrechnung zu verstehen. Die Wut aus Jugendtagen wurde reanimiert, äußert sich in Texten, die explizit sind, kurzen Ekel auslösen können und schließlich doch eine Battlerap-Metaebene sugerrieren. Denn: »Fick die Industrie«. Kapitalismuskritik ist das maximal auf subtile Art, aber »Candlelight im Imbiss« kann’s doch nicht gewesen sein, oder? Argonautiks stellen Fragen an sich selbst und liefern Antworten darauf, warum vieles nicht glatt lief. Unterfüttert ist alles von Donnie Bombays düsteren Sample-Klackerbeats, deren Basslines Bezüge zum aktuellen East-London-Sound zulassen. Das ist mitreißend. Man will dann mit in den Auskotz-Kanon einstimmen.

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