Apollo Brown – Clouds // Review

-

ApolloBrown_Clouds_CoverArt_MMG_Feb22-480x480

 

(Mello Music Group/ Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Obacht, Beat mit Sample-Steilvorlage für den ausgelaugten Gangster mit Zukunftsängsten: »Have you ever dreamed of a place/far away from it all? Where the air you breathe is soft and clean/and children play in fields of green/and the sound of guns/doesn’t pound in your ears anymore.« Anfragen schicken den Ruhestand herbeisehnende Gangbanger bitte direkt nach Detroit zu Apollo Brown unter myspace.com/thevintagemovement. Soll sich nur niemand später über Browns fehlende Straßenvita beschweren. Denn eigentlich kommt er aus dem bierernsten Grand Rapid, Michigan und hat erfolgreich BWL studiert. Weil ihn jedoch die Finanzkrise von seinem Neun-bis-Fünf entließ, packte er die Gelegenheit beim Schopf und macht seit einem Jahr auf Vollzeit-Beatbastler. Mit Erfolg. Sein aktuelles, 27 Tracks starkes Instrumental-Tape »Clouds« zelebriert ganz einfach und unverspielt die allgemein gültigen Regeln der Beatbaukunst. Drums, Bassline, Sample – mehr braucht es nicht, um das Herz des geschichtsbewussten Fans zum Boombappen zu bringen.  Eine musikalische Gentrifizierung hat vor Apollo Browns MPC jedenfalls Halt gemacht. Jede etwas zweiminütige Beat-Skizze atmet den Duft der Zeit, als man lediglich an Floppy Disks und nicht an Future-Sounds frickelte. Retro vielleicht, dennoch abwechslungsreich und unbedingt unterhaltsam. »Shoot The Heart« stibitzt sich auf sommerlich wummernden Bässen, stetigen Klicks und vorbeiziehendem Electro-Summen Pharcydes »Passin’ Me By« und kurz weht ein kalifornisches Lüftchen über den mittleren Westen. Hart klatschende Snares, dem Beat hinterherhechelnde Glöckchen und traurige Streicher machen »Know The Time« zum emotionalen Urlaub fürs Gehirn. Vielleicht zwackt es die altgedienten Rap-Freunde bei der Verwurstung unantastbarer Samplequellen von DJ Shadows »Stem/Long Stem«, gleichzeitig freuen sie sich über die vom Ami sicher unbewusst gesetzten Querverweise in die Zeit, als man von Akhenatons südfranzösischen Moll-Geigen nicht genug bekommen konnte. »Clouds« ist kein Beat-Sammelsurium, das mehr Brainfeeder als Bucktown sein will, sondern eine Ansammlung von Songs, die mit einfachsten Mitteln und ganz ohne MCs fesselnde Geschichten erzählen.

 

Text: Alex Engelen

 

 

2 Kommentare

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein