»An seinem Sterbetag ist auch HipHop ein bisschen gestorben« – Kaas über 2Pac // Feature

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2Pacs »Me Against The World«  – das war meine erste Platte, Der Song »Dear Mama« hat mich zu Rap gebracht. Vor 1.000 Jahren zum ersten Mal gehört, als es ’95 rauskam. Da war Pac frisch im Knast, und das »Temptations«-Video kam, wo die ganzen Stars im Hotel sind und Coolio als Page durch die Gänge läuft. Fasziniert haben mich immer seine Stimme auf den Beats und der darke Vibe. Die Texte habe ich damals gar nicht richtig verstanden. Es waren nur Slogans, und den Rest habe ich mir zusammenfantasiert – wie bei »Lord Knows«, die beste Pac-Hook, Alter! (lacht) Beim Orsons-Song »Des isch halt des« haben wir uns davon inspirieren lassen. Die ganzen Verschwörungstheorien sowie seine Botschaften und die Todesprophezeiung auf dem Album: Gänsehaut. Ich bin schon so: »Vielleicht lebt der echt noch.« Seine politischen Bemühungen nehme ich jetzt bewusster wahr. Kurz vor seinem Tod hat er eine Partei für alle »Lost Tribe Motherfuckers« gegründet. Er wollte Verbrechen in den Ghettos so organisieren, dass tagsüber alle save sind und man sich bei Gang Fights an die Regeln hält. Der war ein Revolutions­kopf. Tupac Amaru, der letzte Inkafürst, der sich gegen die spanischen Eroberer auflehnt, reinkarniert zurückkommt und die Natur rettet. Und dann kriegt dieser Typ den Namen und wird auch so, Alter. Am Tag, als er gestorben ist, ist auch HipHop ein bisschen gestorben. Der ist der Bob Marley des HipHop, die Definition von Rapmusik. Seine Musik ist kommerziell genug für die Masse, aber er steht mit Inhalt und Herzblut für eine wichtige Sache. So wie alle Großen, von denen man heute wacke T-Shirts auf Flohmärkten bekommt. Fuck, bin ich ein 2Pac-Groupie.

Text: Robin Thießen
Dieser Text erschien zu erst in JUICE #176. Die Ausgabe ist versandkostenfrei über unseren Shop bestellbar.

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