In Zeiten rasant schrumpfender Aufmerksamkeit kocht man nicht mal mehr in der Guwop’schen Trap-Küche Doppel-Mixtapes auf. Für Tory Lanez aber, seines Zeichens Erzfeind des 6 God und kanadischer König der Kopfstimme, kein Grund zur Sorge. Denn mit »New Toronto«, das Ende 2015 gemeinsam mit dem dritten Teil seiner Kitschreihe »Chixtape« veröffentlicht wurde, landete er nicht nur sein vielleicht stärkstes Projekt, sondern auch einen logistischen Glücksgriff. Das Tape knüpfte mit epischer Inszenierung und Rap-Fokus an Torys Durchbruch »Lost Cause« an und gab ihm die Möglichkeit, fortan durch separate Releases den ständigen Kompromiss zwischen den Songs für Schlafzimmer und Hinterhof zu vermeiden; ein Erfolgsrezept, das sich nun erneut bewährt: Auf »Chixtape 4« samplen sich Tory und Producer Play Picasso wieder quer durch die R’n’B-Smashs der frühen Zweitausender und erzeugen auditive Kuschelekstase, für »New Toronto 2« injizieren sie Straßenraps mit Opernatmosphäre. Umhüllt von Mafia-Slang, Voice-Pitches und Melodramatik kreiert Tory dabei auf »Fargo Season« und »$auce Baby« Karrierehöhepunkte, tischt jedoch mehr Füller und weniger Kohärenz als beim Vorgänger auf. Zwei Probleme, die man beim Zeitkapsel-R’n’B von »CT4« vergeblich sucht: R. Kelly und Aaliyah plätschern aus dem Antennenradio, während Tory das Motorola zusammenklappt und sein Mädel mit cheesy Liebesliedern aus den Baggypants lockt. »Slow Grind« samt Nostalgieüberdosis garantiert.
Text: Max Hensch