Begann der Rapper aus Koreatown, L.A., seine Busreise damals noch mit Freestyles bei der Bestellung im Drive Thru, den Flow immer im Takt zum unberechenbar wechselnden Jazz-Programm im Radio, so scheint er jetzt fürs Erste am Ende angelangt zu sein – und rekapituliert auf seinem mittlerweile zehnten Studioalbum zwanzig Jahre Rap-Außenseitertum. Driver beweist seinen Sinn für schicksalhaft kalkulierende Ironie, wenn er sich als akustisches Schlachtfeld genau die Ecke sucht, in die ihn die Öffentlichkeit während seiner Karriere immer wieder abgeschoben hat: den Indie. Vergeblich greift man nach der Insulinspritze, der Zuckerschock kommt komplett mit Weltraum-Synthies, dramatischem Glockenläuten und schrägen Gesangseinlagen. Die schiere Wortgewalt, mit der Driver in seinen Texten den erhobenen Zeigefinger in unbekannte Höhen schwingt, bleibt dabei bewundernswert. Grandiose Features von Aesop Rock und Danny Brown leisten ein Übriges. Statt der Pille im Pudding werden hier penisförmige Handgranaten mit Vanilleglasur gereicht, Kinder spielen Twister auf Autismus-Spektren, Sterne in der amerikanischen Flagge werden zu Crystal Meth und HipHop muss sich entscheiden, wo er das Kreuzchen in der Gender-Umfrage setzen soll. Busdriver ist so desillusioniert, dass er nur noch lachen kann – am meisten über sich selbst. Schließlich ist er ja der lebende Beweis für die Berechtigung seiner beißenden Kritik am Game: Sein Wettern gegen die Oberflächlichkeit des Mainstream hat ihn auch immer vom Mainstream-Erfolg ferngehalten. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Vielleicht markiert »Perfect Hair« tatsächlich auch den Punkt, an dem er sich mit seiner Position auf dem bekanntheitstechnischen Außenposten abgefunden hat. Und vielleicht hat er selbst längst verstanden, eher als Kopf des Hellfyre Club Labels seinen Einfluss auf die Szene ausüben zu können, als es ihm mit seiner (Rap-)Persönlichkeit jemals möglich wäre.
Text: Gediminas Schüppenhauer