Einst sagte Kool King of weirdo Rap Keith mal: »I think I’m the only one doing something different with myself.« Überfliegt man sowohl seine Diskografie als auch seine Biografie, ist deutlich erkennbar, dass dieser alte Hase nichts für Monotonie und Einfältigkeit übrig hat. Deswegen reicht ihm auch nicht nur ein Name. In seiner bisherigen Musiklaufbahn nahm er neben Kool Keith u.a. die Psyeudonyme Dr. Octagon und Dr. Doom an. Ein Blick auf seine (Untergrund)-Karriere wirft die Behauptung auf, dass Kool Keiths Innovationskraft höchstwahrscheinlich unbegrenzt ist. Ihm wird immer etwas Neues, Abstruses einfallen, um die HipHop-Welt zu bereichern und alle anderen zu pikieren. Darum stellt es sich auch als schwierig heraus, Herrn Kool Keith zu beschreiben. Kurz: Er verkörpert die Symbiose aus einem Dadaisten, Pionier, Exzentriker, Surrealisten und einem verrückten Workaholic. Da verwundert es auch nicht, dass er zu Anfang des Jahres nebenbei seinen Rücktritt vom Rap kommuniziert.
Nachdem er sein 13. Studioalbum herausbrachte, folgte wenig später ein weiteres Präsent mit unveröffentlichten Exklusivtracks und Einzeltracks für die Fans in Form eines Mixtapes namens »Total Orgasm«. Wie schon der Titel erahnen mag, reiht es sich in den Pornocore ein, denn freilich hat Kool Keith auch eine Faszination für Sex übrig, wie man bereits auf seinem 1997 erschienen Album »Sex Style« erkennen konnte.
Und jetzt hat dieser exzentrische Künstler, der mehr Pseudonyme als MF Doom besitzt und immer einmal mehr verrückter als Tech N9ne und Riff Raff zusammen ist, die Nachfolger-Version »Total Orgasm 2« herausgebracht. Die abstrusen thematischen Auswüchse des einstündigen Tapes liegen unter anderem bei Biggies Cousin, Sex und Fitnessstudio-Besuchen. »I see your whack tattoo and your vagina print showing, look at that…« Bisschen perfide alles. Schließt also lieber eure Oma ein und bringt euren kleinen Brudi in den Kindergarten, wenn ihr dieses boom-bap-esque Ding anhört.
Für das Cover von »Total Orgasm 2« hat Kool Keith übrigens das bekannte Gemälde von Edward Hopper »Nighthawks« ein wenig modifiziert. Obgleich das Original von 1942 noch mit einer nahezu ausgestorbenen Bar die Einsamkeit und Leere eines stagnierenden Städtelebens darstellen sollte, finden wir auf Keiths Cover eher das Gegenteil von stagnierendem Leben und Verlassenheit. Wir sehen halbnackte Tänzerinnen und andere Gäste hineingeschnitten, die sich dem Hier und Jetzt hingeben.
(ff)