Fast zwei Jahre sind seit »Dans la legende« vergangen. Dass PNL während dieser Zeit als Inspiration für vieles galten, was HipHop hierzulande verändert hat, dürfte klar sein. Mehr noch: Mit ihrem Soundentwurf waren die beiden Banlieue-Brüder die Speerspitze eines paneuropäischen Movements. PNLs Musik konnte man problemlos fühlen, auch wenn man harte Drums und schnelle Wortsalven auf Beats nicht gewohnt war. Die Atmosphäre der Musik transzendierte die wohl größte Hürde im Rap: dass der Hörer den Text versteht. Ademo und N.O.S. alias Tarik und Nabil Andrieu nutzen ihre mit Autotune aufgeladenen Stimmen wie Instrumente. Und der so auf Tracks wie »Le Monde ou rien«, »Naha« oder »Da« kreierte Vibe ging direkt durch Mark und Bein.
Mit Platin- und Diamant-Auszeichnungen an den Wänden starten PNL nun einen erneuten Anlauf. Ein neues Album, so wird gemunkelt, soll in den nächsten Monaten erscheinen. Wahrscheinlich wird man sich erneut der Presse verweigern, die Musik für sich sprechen lassen – und so eben doch stattfinden. Weil das, was die beiden geheimnisvollen Brüder auf audiovisueller Ebene liefern, stets packend ist – auch wenn viele Stilmittel über die vergangenen Jahre zuhauf kopiert wurden. Dementsprechend ist die neue Videosingle »A l’Ammoniaque« ein kleiner Blockbuster, für den man ein IMAX-Kino mieten möchte. Ademo und N.O.S. erkunden darin die Weiten des Meeres, laufen durch schier unendliche Wüstenlandschaften und lassen mit einer echten Hyäne und einem Geier zwei Sinnbilder für Hinterlist und Gier im Clip. Gerappt im klassischen Sinne wird natürlich nicht, genauso wie man auf dem von einer Akustikgitarre getragenen Instrumental vergeblich nach einer Kickdrum sucht.