Xatar präsentiert: Nur Gott kann mich richten // Review

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(Warner Music International)

Wertung: Vier Kronen

Zeig mir die Mucke und ich sag dir, wie der Film ist. Die Bedeutung musikalischer Untermalung von Blockbustern wie Brudifilmen dürfte nicht nur Cineasten bewusst sein. Bis heute ballert einem der »8 Mile«-Soundtrack zu jeder Tageszeit souverän die Füße aus den Jordans. Okay, zugegeben, ein großer Vergleich. Aber es schien logisch, dass die musikalische Begleitung von Özgür Yildirims neuem Film »Nur Gott kann mich richten« mit Moritz Bleibtreu und Kida Ramadan komplett in Regie der Kopfnicker-Garanten von Alles oder Nix Records entstehen sollte. Doch AoN-Fans dürften beim ersten Blick auf die Tracklist enttäuscht sein: Weder Kalim, noch der im Filmtrailer zu sehende Ssio gönnen ihren Fans neue Lines. Doch auch so werden sämtliche Hazaks, verräterische Khoyas und lügende Hocas von Xatar & Co. in die Schranken gewiesen. Xatar selbst sorgt auf drei Tracks für düstere Gassenstimmung, inklusive auf dem mit Samy und Gringo44 zum Epos erhobenen Titeltrack, während die Schwesta einem sechzig Punchbars in leider allzu gewohnter Manier um die Ohren knallt. Seine stärksten Momente bekommt der Soundtrack jedoch jenseits der AoN-Artists. Etwa wenn der Dortmunder Ce$ einmal mehr zeigt, wie sehr Autotune und Straße zusammenpassen können, oder wenn »So wie du bist«-Bekanntheit Lary mit »Niagara« einen klassischen Guilty-Pleasure-Song für viele Rapfans kreiert. Ergänzt wird das solide durch die gewohnt nasal vorgetragenen Anekdoten von Soufian (»Drück«), Lucianos »Dunkle Geschichten« von der Straße oder NU, der sein Glas auf die Brüder hinter Gittern hebt. Eine vermeintliche Fülle von Straßenklischees, die als Filmsoundtrack jedoch nicht weniger als angebracht erscheint. Musikproduktion und Track-Dynamik wirken überlegt und ausgewogen, die Künstler hungrig und motiviert. Im Mix von knallharten Beats und melodischen Hooks ein guter Klangteppich für einen potenziellen Gangster-Epos outta Germany. Jetzt liegt es am Film, der klanglichen Vorlage etwas Angemessenes folgen zu lassen.

Text: Niklas Potthoff

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