Vex Ruffin – Vex Ruffin // Review

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Vex Ruffin

 

(Stones Throw Records/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Aus dem Hause Stones Throw sind schon so einige Soundgenialitäten in die Welt hinausgeschickt worden (J Dilla! MF Doom!). In letzter Zeit riskierte das in Los Angeles residierende Label aber bei­nahe seinen guten Ruf als Anti-Mainstream-Bude mit den recht konventionellen Soul-Platten von Aloe Blacc und Mayer Hawthorne. Nur gut, dass Stones Throw es nicht verpasst hat, sich parallel auch weiterhin in experimentellen Gefilden umzuschauen und junge Künstler zu signen, die zwar im HipHop-Kontext auf den ersten Blick nur von peripherer Bedeutung sind, auf den zweiten Blick aber Ideen von HipHop-Produzenten in einen nie dagewesenen Sound montieren und dadurch auch das Muttergenre bereichern. Zu diesen neuen Freigeistern gehört auch der Minimalist Vex Ruffin. Tagsüber fährt der philippinischstämmige Kalifornier UPS-Päckchen aus, nachts erzeugt Vex Ruffin Klänge mit der Gitarre, die er nie zu spielen gelernt hat – und bearbeitet diese auf dem SP-303-Sampler, den er Vorbild und Labelkollege Madlib nachgekauft hat. Das Ergebnis klingt nach raffiniertem, weil mit knallenden Drumsets ver­edeltem Electro-Punk. Nach drei EPs veröffentlicht Vex Ruffin nun das selbstbetitelte Debütalbum, das zwischen industriellen Zukunftsvisionen und gestrigen Sample-Träumen pendelt. Das mag seelenlos klingen, ist es aber nicht. Denn Vex Ruffins straighter Gesang vermenschlicht diese Beatkonstruktionen, trotz des großen Bogens um jeden Anflug von Emotionalität. Der Einstiegs­track »Living For The Future« ist eine Absage an Vergangenheit und Zukunft, die mit einer einzigen kratzigen Synthesizer-Melodie auskommt. Die Wiederholung der drei immer selben Zeilen wird zum Mantra, um den Moment zu beschwören. »Hard On Myself« liefert schnörkellosen Gesang at its best und die orientalischen Samples in »This Time« offenbaren deutliche Bezüge zu Madlibs Soundästhetik. »Be The Man« klingt dann aber rhythmisch so eindeutig nach Punk, dass sich manch ein Head wundern mag, warum da jetzt Stones Throw draufsteht. Die Antwort: »Prime Of My Life«, eine gefährliche Dosis von grooviger Bassline und genial reduzierten Drums, die schneller ins Genick schießt, als man denken kann. Deshalb Stones Throw.

 

Text: Fatma Aydemir

 

 

1 Kommentar

  1. […] nach diversen Tapes, Minialben und Flexidiscs nun gerade erschienene Debütalbum des in Los Angeles ansässigen Teilzeitpaketboten Vex Ruffin macht sich zunächst auf Seiten des […]

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