Nimo – K¡K¡ // Review

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(385ideal / Universal)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Money macht die Welt sich drehen – und »K¡K¡« ist die Platte dazu. Der Künstler, Nimo, machte von Anfang an anders als gewohnt, flowte, wie man in Alemannia noch nie flowte, ver­diente Patte und wurde berühmt. Doch bloßes Berühmtsein ist kein interessanter Tagebucheintrag. Und so steigt beim Hören dieser Platte in mir die Frage auf, wieso ein Blick ins Portemonnaie als Inspiration eigentlich schon ausreicht. Denn Nimo kann doch so viel mehr. Schon »Nie wieder« mit Abdi war ein in Kunst gegossener Gewissenskonflikt, der eine im Straßenrap nur selten erlangte Tiefe offenbarte. Öffnet sich Nimo auf »K¡K¡«, verteidigt er sich: »Wie soll ich ein Vorbild sein, wenn ich selbst noch ein Kind bin?« – als Antwort auf den Vorwurf, er verführe die Jugend zum Kiffen. Bestimmt hat Berühmtsein schöne Seiten (Patte), wäre da nicht immer diese unerträgliche Kritik. Dagegen lässt sich nur mit Talent ankommen, und hier sind wir nun endlich dort, worauf es ankommt, denn: Davon hat dieser Junge nun tatsächlich im Überfluss »Ich hab ne Menge reduziert, dafür die Qualität verdoppelt.« True that. Wer in Deutschland jemanden schnell, abwechslungsreich und versiert rappen hören will, findet hier 1A-Ware. Man nehme nur mal den Opener »Michelangelo«, auf dem Nimo einmal mehr auf sein Dualitäts-Signature setzt: melodisch und brachial, laut und leise, schnell und langsam – kaum ein Rapper ­hierzulande hat das Spiel mit den rapmusikalischen Gegensätzen so drauf wie er. Perfekt auch die Dreier-Kollabo »Wie Falco« mit »Deutschraps Zukunft«-Brudi Ufo361 und Yung Hurn, auf dem das Dreiergespann süßholzraspelnd sämtliche Fäden zieht, um die geneigte Hörerschaft auf ihre Seite zu ziehen wie Marionetten. Die erste Single »LFR« hat anfangs zwar ein wenig überrascht (nicht nur, weil die Abkürzung für »Lass Fotzen reden« steht), aber auch hier kann man der SOTT-Produktion sein Ohrwurmpotenzial kaum absprechen – selbst wenn man sich nur schwer vorstellen kann, wie Mädels (selbst wenn sie hier nicht gemeint sind) dazu beschwingt ihre Hüften kreisen lassen. Fazit: »K¡K¡« ist eingängig, hypnotisch und zuweilen etwas harmlos, dafür aber mal orientalisch, französisch, amerikanisch – wesentlich satter als der Vorgänger »Habeebee«, stets eigen und originell. Flouz kommt!

Text: Laurens Dillmann

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