Genetikk – Achter Tag // Review

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genetikk_achtertag(Selfmade Records/Universal)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Der achte Tag gilt als »Tag des Messias«, nach dem die biblische Schöpfungsgeschichte im noch größeren Werk der Erlösung gipfelt. Es ist also offiziell: Karuzo und Sikk haben die Zelte ihres »Voodoozirkus« vollends abgebrochen und tauschen ihre synkretistische Rapweltanschauung mit einer christlichen. Wobei: Explizit um die christliche Mär geht es eigentlich nur in »Sterne«, auf dem Karuzo sich in ein kritisches Zwiegespräch mit Gott begibt. Unterstützung erhält er dabei von Max Herre, der mit gewohnt versierter Lingua einen grandiosen Gegenpol zum lässigen Rap-Style Karuzos darstellt. Um christliche Werte im weitesten Sinne geht es allerdings auch noch in zwei anderen Tracks: in »Einer von den Guten«, auf dem Karuzo sein Gutmenschentum ins Songzentrum stellt (und dabei von Bushido unterstützt wird, der allerdings bloß vier kaum erwähnenswerte Zeilen beisteuert), sowie auf »Die Welt heilt«, einem von einem Kinderchor gestützten Plädoyer für ein Leben nach christlichen Grundsätzen. Die stärksten Momente hat die Platte aber immer dann, wenn einfach gestylt wird. Bereits im »Achter Tag«-Intro zeigen sich Genetikk »vom göttlichen Blitz« getroffen, und Karuzo erinnert mit seiner selbstbewussten Delivery einmal mehr an Selfmade-Records-Mitgründer Flipstar. Dasselbe gilt für den treibenden Representer »Dago«, die Positionierung als »Jungs ausm Barrio« mit Ssio inklusive Huldigung von Gang Starrs »Code Of The Streets« sowie die gelungene Präsentation vom wulminanten »Überüberstyle«, so als gäbe es eine partnerschaftliche Verbundenheit zwischen Staten Island und dem Saarland. Aber auch »Mal es in die Wolken« fügt der Platte eine spannende Facette hinzu, weil Karuzo darin über seine ersten Male referiert und im Zuge dessen einen interessanten Blick hinter die Maske gewährt. Doch die Platte wirkt an einigen Stellen auch ein wenig verkopft – vor allem dann, wenn bewusst Richtung Radio geschielt wurde, wie auf der Sido-Kollabo »Don’t Legalize It« zwischen Kush und Kitsch sowie dem nervigen »Wünsch dir was« inklusive Kinderchor und laschen E-Gitarren – im wahrsten Sinne des Wortes tote Hose. Halten wir fest: Die ultimativ göttliche Offenbarung ist »Achter Tag« nicht geworden. Aber um direkt noch mal die Mainstream-Punks um Campino aufzugreifen: Für Freunde von Genetikk ist diese Platte ein regelrechter »Kreuzzug ins Glück«.

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