(Ca$h Machine Records / SPV)
Dass die Wörter »Compton« und »Soundtrack« schon knapp ein Jahr nach dem N.W.A.-Biopic und dem Dr. Dre-Album erneut in einem Satz zusammen erscheinen würden, ist überraschend. Dass hinter »Streets Of Compton« Lokalheld und Arbeitstier The Game steckt dagegen kaum. Das Album stellt den Soundtrack zur gleichnamigen Doku über seine Heimatstadt und steht als dritte LP innerhalb eines Jahres für Games vorbildlichen Independent-Grind. Ganz der Prämisse: »If It Ain’t Broken, Don’t Fix It«, umfasst das Projekt mal wieder das altbekannte Themenspektrum. In bellendem Tonfall geht es ums Gangbangen, um die amerikanische Sozialpolitik und Comptoner HipHop-Historie während der teure Liquor für die gefallenen Homies vergossen wird. Dass der Spaß bereits im Titel einen offiziellen Heimatbezug hat, gibt dem Westcost-Handzeichen keine neue Bedeutung. Trotz geringer Änderungen, wie einer reduzierten Feature-Liste, die Game endlich komplett in den Vordergrund rücken lässt, wirken viele Tracks uninspiriert. Games sonst so präziser Geschmack fürs passende instrumentale Drumherum ist auf »SOC« versalzen. Wurde das eigentliche Beat-Budget etwa von der Doku verschlungen? Anstatt mit dem Trademark-Sound seiner Gegend auf die Rückbank des 64 einzuladen, wird auf Beats ohne Wucht gesetzt, die abgesehen von einigen Ausnahmen (»Death Row Chain«, »Gang Signs«) aus sämtlichen beliebigen No-Name-Mixtapes hätten stammen können. Warum auf einem Hommage-Album mit »Can’t Wait« Games Frauengeschichten erneut ausgiebig beleuchtet werden müssen, bleibt sein Geheimnis. Ebenso wirkt das melancholische Finale »For The Homies« als Kritik an der Gangkultur deplatziert, hatte doch jedes vorherige Lied diesen Lebensstil glorifiziert. Auch wenn das Timing für die Compton-Dokumentation passend ist, wirkt ein inkonsequentes Westküsten-Album on top deplatziert. Das hat YG auf »Still Brazy« gerade deutlich besser hinbekommen. Und ohnehin: Der Doktor hatte das Thema Soundtrack im Vorjahr doch schon durchgespielt. Ein Re-Releases von »The Documentary« wäre im Film-Zusammenhang der deutlich stilsicherere Weg gewesen – immerhin war die Thematik schon vor 11 Jahren eine ähnliche. Für die an einer Hand abzählbaren, wirklich guten Hood-Hymnen wäre sicherlich auf dem bereits angekündigten nächsten Album »1992« Platz gewesen. Das Motto »Can’t Knock The Hustle« in allen Ehren: Aber manchmal ist weniger einfach mehr.