Deutscher Dreck? Bisher scheiterten jegliche Versuche, den Kosenamen der US-amerikanischen Südseite »Dirty South« auch diesseits des Atlantiks zu adaptieren. Den schmutzigen Süden irgendwo zwischen Baden-Baden und Passau verorten zu wollen, ließe Horst Seehofer wohl vor lauter violetter Zitronenlimonade in der Maß an kulturellem Sodbrennen leiden. Aber Entwarnung: Hier tut niemand so, als hätten sich UGK Schweinshaxn auf der Wiesn gegönnt. Das Kollektiv der Smilingstreet enthebt sich jeglicher kartoffeliger Peinlichkeit und fordert für eine korrekte Betitelung der eigenen Musik neue Wortkreationen. Frankonia Phonk, anyone? Allen vorgeschobenen Ressentiments, oldschool-gescrewter South-Rap auf Deutsch schließe sich aus Gründen mangelnder Authentizität aus, hebelt dieses Projekt aus. Die grobe Zwei-Meilen-pro-Stunde-Ästhetik führt unweigerlich die verquarzten Spazierfahrtsessions der Squad aus Erlangen, Nürnberg und Umland vor Augen. Familiäres Bars-Trading mit den Homes von Posse-Cut zu Posse-Cut. Kuchenmann, Robanzee und Luca Brasi sind die Hauptdarsteller. Das funktioniert hier deswegen so fickend gut, weil intensiv geflowt, aber unverbraucht delivert wird. Gewitterndes Bassgetriggere minus assoziativer Universenschweberei wirkt anno 2015 tatsächlich irgendwie frisch. Wem das Movement der Beezys und Goons bereits zu Pathos-beladen geworden ist, der darf sich auf dem Beifahrersitz des SMS-Cadillacs gut aufgehoben fühlen.
(radiojuicy.com)