Kool Savas – John Bello Story 3

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(Essah Entertainment/Groove Attack)

 

Schon nach dem ersten Hördurchgang ist klar: ­Dieses Album ist groß. Es drängt sich einem unweigerlich die Frage auf, warum das Gehörte überhaupt noch unter der “John Bello”-Reihe läuft und nicht einen eigenständigen Kool Savas-Release bildet. Denn: “JB3” führt den Begriff des Mixtapes als Interims-Release mit “nicht ganz so ausgereift wie auf Album”-Output komplett ad absurdum, indem es gerade alle Merkmale eines Künstleralbums von Format aufweist. Das hier ist keine skizzenhafte Loseblattsammlung, es ist ein Stück Musik aus einem Guss. Hier regiert Quality Control, nur die besten Bars der Featuregäste wurden überhaupt zugelassen, alles wurde in den Dienst des Songs gestellt. Wenn es Tracks wie das vor Selbstbewusstsein und Weitsicht strotzende “Wand” oder das mit einem schwindelerregenden Savas-Part bestückte “Rewind” nicht mal auf die reguläre Edition geschafft haben, dann sagt das viel über den Anspruch aus, den der King Of Rap an dieses Album gestellt hat. Hier wird ein breites Spektrum an Stimmungen, Songkonzepten, Themen und nicht zuletzt Featuregästen abgedeckt, das die aus zwölf aktiven Rap-Jahren gewonnene Reife eines Ausnahme-MCs widerspiegelt. Vom programmatischen Intro-Track über die hymnische erste Single “Immer wenn ich rhyme”, dem mit in die Textstruktur eingewobenen Kinski-Samples experimentierenden “Mach doch deinen Scheiß”, dem bauchmuskelzerfetzenden “MySpace” bis hin zum Prodigy-esken “Techno Pilot”, dem an “Matrix” erinnernden “Weck mich nicht auf” und vor allem dem die Essah-Biografie aufgreifenden, von Franky Kubrick gerappten Titeltrack “John Bello Story 3” ist das ein kurzweiliges Lehrstück in ­Sachen Meilenstein-Produktion. Und es bedarf schon einer gewissen Genialität, selbst einen Corona-­Eurodance-Klassiker zu einer Hymne ­umzucodieren, wie in “Rhythmus meines Lebens” geschehen. Wenn Kool Savas den Bello-Effekt braucht, um sich selbst bei der Produktion den Druck von den Schultern zu nehmen und ein Opus wie dieses vorzulegen: Es seien ihm noch hunderte “John Bello”-Alben gegönnt.

 

Text: Markus Werner

 

 

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