Lassen wir die Bombe sogleich mit einer plakativen Aussage platzen: das hier ist schlichtweg das Sagenhafteste, was deutschsprachiger Rap seit langer Zeit hervorgebracht hat. Jedenfalls meiner Meinung nach. Die Rede ist vom Mainzer Rap-Duo Luk&Fil, derer sich von Anfang an das Hessische Label Sichtexot angenommen hat – irgendwie auch logisch, wenn man aus der gleichen Stadt kommt und so ein Juwel in seiner Hood weiß. Tiefgründigkeit gepaart mit nicht ganz ernst gemeinten humoristischen Anleihen sowie verbalisierte zynische Gedanken, dazu die smoothesten Beats, die je unter deutschsprachige Flows gelegt wurden, machen bei Luk&Fil den Unterschied. Mit der richtigen Jazz-Sozialisation und beeindruckender textlicher Intelligenz präsentieren die beiden nach ihrem Debütalbum »All That Glitter Ain’t Soul« nun mit »Brot ist essbares Holz« schon die zweite Platte, die ihrem Erstling in nichts nachsteht, und von der sich viele Kollegen eine Holzscheibe abschneiden können. Auch dank Akteuren wie Knowsum und Loki geht es hierzulande mit Boombap wieder aufwärts, weil sich beide eben nicht krampfhaft darauf versteifen, irgendeine vorgegaukelte Realness zu propagieren; stattdessen wird auch mal in englische Textpassagen abgedriftet, in denen beispielsweise der Titelsong aus der US-amerikanischen Comedyserie »Malcolm mittendrin« zitiert wird; oder der Zuhörer wird durch Skits dahingehend verunsichert, ob in iTunes der Shuffle-Modus aktiviert war und nun plötzlich Flying Lotus läuft oder irgendein alter Gassenhauer von Hildegard Knef. Auf »Brot ist essbares Holz« findet sich nämlich eine erfreuliche Stilvielfalt wieder, die eine innige Liebe zur Musik suggeriert, und die man selten so direkt heraushören kann wie auf dieser Platte. Brüder im Geiste wie Eloquent, Tufu aus dem Sichtexot-Roster, sowie Mio Mao und die Dramadigs runden auf der Gästeliste das Rundum-Sorglos-Paket ab. Jetzt heißt es nur schnell sein, wenn das Album Mitte Dezember erscheint, denn das könnte noch schneller vergriffen sein als ihr Debütalbum, bei dem es damals gerade mal zwei Wochen gedauert hat.
Text: Pat Cavaleiro