Genetikk – D.N.A. (2013) // Review

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(Selfmade/Groove Attack)

Wertung: Fünf Kronen

Genetikk sind ein klassisches Rap-Duo, heruntergebrochen auf die Essenz: ein MC, ein DJ/Producer. Was sonst ist bitte die DNA von HipHop? Karuzo fragt: »Bin ich jetzt Backpack- oder Straßenrapper?« Man weiß es nicht genau. Der Rucksackschlepper in uns liebt das Referenzmosaik, die untergrundige wie avantgardistische Ästhetik, die absolute Absenz jeglicher Form von Käsigkeit. Der Gangsta-Rap-Fan in uns liebt die asozialen Ansagen, die rotzige Attitude, den unangepassten, rebellischen Gestus dieses Basketballplatz-Soundtracks. Unterm Strich ist »D.N.A.« weder Rucksack noch Straße, sondern Rap-Rap in seiner reinsten Form – schon das Intro versammelt auf eineinhalb Minuten tonnenschwere Drums, eine bedrohlich grollende Bassline, Streicher und Scratches. Produzent Sikk verbindet in seinen Instrumentals untypisch krachige Sounds mit frech geschnittenen Samples, während sich Karuzo durch das Dickicht der Drums stylet und battlet, hin und wieder aber auch schlüssige Songkonzepte durchbringt – allen voran »PlastikA« und »Alles möglichA«. Die Betonung der Wörter dreht er durch den Style-Wolf wie Max Herre zu seinen besten Zeiten, erinnert aber auch mit seiner lässigen Aussprache und seinem rhythmisch exakten Flow immer wieder an Flipstar. Generell hört man recht deutlich, welche Musik die Saarbrücker lieben: Man entdeckt Einflüsse von Eminem und Dre, von Creutzfeld & Jakob, von Wu-Tang und IAM. »Du Bling-Bling, ich Bang-Bang«: Das Feindbild ist wacker Kommerz-Rap, insoweit bewegen sich Genetikk ideologisch irgendwo auf halbem Weg zwischen Huss & Hodn und Feature-Gast Sido. Man könnte auch mit Fug und Recht behaupten, dass Genetikk die böse Antithese zum Ewiger-Sommer-HipHop der Chimps darstellen. Wer letzten Sommer zu »Raop« zum ersten Mal gekifft und geküsst hat, der könnte diesen Sommer mit »D.N.A.« nachts mullern gehen und in Badeanstalten einbrechen. Bei aller Begeisterung zwei kritische Anmerkungen: Auf der regulären CD befinden sich 18, auf der Bonus-Edition sogar 22 Tracks. Das ist zu viel. Genetikk hätten besser daran getan, sich auf das Wesentliche zu besinnen und mit 14, 15 herausragenden Tracks ohne inhaltliche Wiederholungen ein Statement zu setzen. Und die drei Feature-Tracks klingen leider auch wie solche: Die prominenten Gäste Kollegah, Sido und RZA liefern nur austauschbare Copy & Paste-Sechzehner. Hätte man sich also sparen können. Denn Genetikk haben das alles überhaupt nicht nötig. »D.N.A.« hat das Zeug zum Deutschrap-Klassiker nicht wegen einer Masse an Material oder den berühmten Homies. Sikk und Karuzo haben es ganz allein geschafft.

Text: Stephan Szillus

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