RIP Amy Winehouse

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Mit dem Tod von Amy Winehouse ist nicht nur eine der begabtesten Musikerinnen der vergangenen Dekade von uns gegangen. Wir haben eine von uns verloren. Amy Winehouse war ein HipHop-Fan. Und nicht nur das. Sie hat HipHop verstanden, weil sie HipHop genommen hat und in ihren eigenen Kontext übersetzte. Amy Winehouse war nicht nur eine »leidende Künstlerin«, die »ein Leben in der Überdosis« lebte. Sie war ein B-Girl, für die Musik alles bedeutete.

Wir erinnern uns. 2007 taucht diese junge Britin nach ihrem hierzulande verschlafenen Debüt »Frank« mit »Back To Black« auf. Und sie singt auf Retro-Bläsern und großem Soul-Bombast von Slick Rick und sich und Mr. Jones. »Me & Mr. Jones« ist zwar ein Tribut an Billy Pauls »Me & Mrs Jones«, doch Amy singt von Nasir Jones. Von unserem Nas. Und darüber, wie sehr sie gerade ihren Freund hasst, weil er es verpeilt hat, Tickets für ein Nas-Konzert zu kaufen. Die singt das auf einem Album, das unsere Schwestern und Mütter lieben. Das alle lieben, weil es so verdammt gut ist.

Die Geschichte der Beziehung zwischen Amy Winehouse und HipHop ist eine lange. Und eine beeindruckende. Natürlich ist ihr langjähriger Produzent und Fürsprecher Mark Ronson im Genre kein Unbekannter. Der Englishman in New York produzierte die Großtat »Oh Wee« mit Ghostface und Nate Dogg. Ronson kümmerte sich musikalisch auch um die Hälfte von »Back To Black«. Die andere Hälfte ging auf die Kappe von Salaam Remi, der seine Finger bereits bei einigen HipHop-Großtaten im Spiel hatte – »Fu-Gee-La« und »Made You Look« zum Beispiel. Bereits auf Amys Debüt »Frank« kümmerte er sich um die Produktionen. Eigentlich war Remi der Motor hinter Amys Karriere, zu dem Mark Ronson oft gemacht wird. Ronson und Remi werden ihren Teil dazu beigetragen haben, dass es immer wieder zu Überschneidungen von Amy Winehouse so rotzig wie perfektem Retro-Soul und Rap gab. Wir erinnern uns zurück an eine Ausnahmekünstlerin und ihre Flirts mit dem HipHop-Genre.

Amy Winehouse »Rehab«-Remixes mit Jay-Z und Pharoahe Monch

Im Oktober 2006 veröffentlichte Amy Winehouse »Rehab« als erste Single von »Back To Black«. Auch wenn sie erst zwei Jahre später dafür drei Grammy einheimste, schlug der autobiografische Track hohe Wellen. Öffentlichkeit und Mainstream-Medien fanden ihr Fressen an den sich häufenden Eskapaden der jungen Sängerin, die ihre Probleme mit Alkohol und anderen Substanzen so offen in ihren Songs thematisierte. Zur Single gab es zwei offizielle Remixes, die beide zum jetzigen Zeitpunkt genauso bitter klingen wie der Grundtenor des Originals selbst. Einerseits Jay-Zs Geständnis zu seiner Sucht nach dem süßem Kommerz-Wahnsinn (»I’m addicted to fresh«), andererseits Pharoahes Auflistung der Hollywood-Garde und Betty Ford-Frauen zwischen Olsen-Zwillingen und Britney Spears.

Amy Winehouse feat. Ghostface Killah »You Know I’m No Good«

Klar, der Tony Starks war schon immer der erste Soulbruder der Wu-Tang-Recken. Wusste schon Dilla, als er einen für Ghost machte. Ghostface schnappte sich »You Know I’m No Good«, Amys zweite Single von »Back To Black«, und ließ die bekannten Anweisungen in Richtung weiblicher Gespielinnen über die großartigen Drums und quäkenden Bläser ab: »Yo, why you acting like you more trouble than Tony Starks?«, »I would have told you, once you go Ghost, you never go back.«, »You had to be a nasty girl and try to play me.« – in Verbindung mit Amys großartigen »I told you, I was trouble«-Chants hatte sich hier tatsächlich in der possierlichen Dame aus Southgate und dem einnehmenden Herrn aus Staten Island ein echtes Dreamteam gefunden.

Amy Winehouse »Tears Dry On Their Own« (Organized Noize Dungeon Family Remix)

Amy Winehouse – „Tears Dry on their Own“ (Organized Noize Dungeon Family Remix) by Big Boi

Kurz nach der Bekanntgabe des Todes von Amy Winehouse veröffentlichte Big Boi einen Organized Noize-Remix des Songs »Tears Dry On Their Own«. Schon Jahre zuvor hatte die Dungeon Family diese Ballade geremixt, die neue Version ist aber bis jetzt noch nicht erschienen. Organized Noize machen aus der ganz tief im Bläser-Tal des Stax-Sounds liegenden Ballade ein todtrauriges Potpourri aus tiefen Bässen, Timbaland-Drums, Voice-Samples, Piano-Klängen und synthetischen Horns direkt aus Stankonia. Und Amy singt: »I wish I could say no regrets and no emotional debts. Cause as we kiss goodbye the sun sets. So we are history, the shadow covers me. The sky above a blaze that only lovers see.«

Lass es dir gut gehen, Amy, wo auch immer du jetzt bist.

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