Immer wieder schön, wie sich die Tragweite des HipHop-Genres in tagesaktuellen Geschehnissen, der Veröffentlichungspolitik seiner Protagonisten und den dann doch wieder ab und an fröhlich stimmenden, tatsächlichen Rap-Tracks widerspiegelt: Ein paar Jungs, die gemeinsam viel Scheiße und viel Musik machen, beides kostenlos über das Internet verditschen und für den größten Hype seit langer Zeit sorgen, unterschrieben laut einschlägigen Medien jüngst einen Major-Plattenvertrag, den es in dieser Form 2011 eigentlich gar nicht mehr geben kann. Der größte HipHop-Star des vergangenen Jahrzehnts darf sich zur gleichen Zeit über sein mittlerweile zweites Diamant-Album – für schlappe zehn Millionen verkaufte Einheiten allein in den USA – freuen. Zudem lässt ein kleines aber feines Indie-Label von der Westküste parallel dazu verlauten, dass die neunte Folge des Wahnwitz-Projekts »Medicine Show« seines kreativsten Schützlings erstmals mit der Chronologie der monatlich zu veröffentlichenden und als Jahresaktion geplanten Chose bricht. In den USA erscheint »Madlib Medicine Show #9: Channel 85 presents Nittyville« Mitte Mai auf CD und Ende Mai auf Vinyl – die nebulöse Ansage der deutschen Label-Dependance: »die verspätete 9. Ausgabe der Medicine Show kommt jetzt bald raus…« Schöne neue HipHop-Welt!
Viel weniger verwirrend als die VÖ-Jonglage von Stones Throw wird aber offensichtlich der neunte Teil von Madlibs Medizinshow klingen. Für »Nittyville« steht Madlib über die Spieldauer von 43 Minuten der Detroiter Frank Nitt zur Seite und gemeinsam liefern sie, laut Labelansage, grundnüchternen Rap: »One MC, one producer, and a rap record all about stunts, blunts and hip-hop.« Die erste Single-Auskopplung »What Can U Tell Me« mit Gastauftritt von MED unterstreicht den Ansatz – Madlib hantiert mit »big Beat« und Space-Synths, Frank und MED spielen sich gekonnt die Rap-Phrasen zu. Irgendwie ganz einfach…
Madlib & Frank Nitt – What Can U Tell Me, feat. MED by stonesthrow