Vor einigen Tagen lud uns die Plattenfirma von K’naan zu einer Listening-Session mit dem Künstler in die legendären Hansa-Studios am Potsdamer Platz ein. Dort haben in den Siebzigern und Achtzigern u.a. David Bowie, Iggy Pop, Depeche Mode, Falco oder U2 ihre Platten produziert. K’naan spielte uns einen ganzen Haufen poppiger Radio-Nummern vor (irgendwo im kommerziellen Niemandsland zwischen den Polen »Lasers«-Lupe und Alex Da Kid anzusiedeln), bevor er zur Streetsingle »Nothing To Lose« kam und uns dann doch noch überzeugte – dank einem erstklassigen Nas-Feature und einer sauberen 80er-Jahre-BDP-Reminiszenz im Beat.
K’naan berichtete von seinem ersten Treffen mit Nas, als er bei einem Festival mit Talib Kweli, Mos Def und ?uestlove neben der Bühne abhing und plötzlich sein großes Idol mit einigen Entourage-Mitgliedern an sich vorbeilaufen sah. Glücklicherweise kannten seine berühmten Freunde die QB-Legende und machten die beiden miteinander bekannt. Trotz Platin-WM-Hymnen und UN-Projekten war K’naan so beeindruckt von der Präsenz des nur fünf Jahre älteren MCs, dass er ihn direkt für ein Feature auf seinem kommenden Album verhaftete. Das Ergebnis ist der beste HipHop-Song, den K’naan in seiner Karriere aufgenommen hat. Logisch, dass er auch für das Video zu seinen Wurzeln zurückmusste – in seine heimatliche Hood Rexdale in Toronto. Auf die Nachfrage, warum einige seiner alten Homies im Video vermummt erscheinen, gab es die logische Antwort: »Weil sie nicht erkannt werden wollen.«
K'NAAN – Nothing To Lose feat.Nas von jahroul
Und als wäre die ganze Story noch nicht lässig genug, erzählte der sympathische Rapper-slash-Sänger weiter: Eines Tages habe Will.I.Am (»another good friend of mine«) im Studio die Rohversion von »Nothing To Lose« gehört und die Idee zu einem Remix gehabt, »mit einem richtigen 93er Pete Rock-Vibe.« Man darf und sollte von Will.I.Am halten, was man will, aber eine solche Ansage muss man von ihm ernst nehmen – immerhin versteht er sein Handwerk, auch wenn er sich mit den Black Eyed Peas längst in eine diametral entgegengesetzte (und deutlich lukrativere) Richtung entwickelt hat. Der Remix überzeugt mit einem zurückgelehnten Sample-Unterbau, der tatsächlich für ein paar Minuten den jazzigen Vibe der frühen Neunziger zurückholt, als Will.I.Am noch ein rechtschaffener B-Boy mit Native-Tongues-Fetisch war. Könnte unseres Erachtens gerne öfter passieren.
K'Naan feat. NAS — Nothing To Lose (Remix) – MyVideo
(scs)