(Hell Raisa/Distributionz)
Die Welt, die Kaisa auf seinem vorerst letzten Rap-Album beschreibt, ist eine diabolische: Überall lauern gewalttätige Psychopathen, brutale Straßenbanden und dämonische Pädophile. Das Böse ist allgegenwärtig und hat vom kleinsten Straßendealer bis hin zum mächtigsten Politiker wirklich jeden in der Hand. Als logische Konsequenz für Otto Normalverbraucher bleibt daher nur der Amoklauf mittels Kettensäge und Sprengsatz – oder der Suizid. Leichte Kost ist es nicht, die uns der Berliner hier serviert, aber das sind wir ja mittlerweile von ihm gewohnt, auch wenn “K.M.K.” noch etwas weiter geht als seine letzten Alben. Die düstere, ausweglose Atmosphäre entsteht hauptsächlich durch Kaisas charismatischen Stimmeinsatz, der darüber hinwegsehen lässt, dass rein raptechnisch wenig Neues geboten wird. Die Instrumentals (u.a. von Undercover Molotov, Woroc, Kaisa, Skinny Al und Beatbaron) gestalten sich abwechslungsreich und teilweise ebenso anarchisch wie Kaisas Texte und Songstrukturen, was ein interessantes musikalisches Gesamtbild entstehen lässt. Am stärksten unter die Haut geht der Song “Muttertag”, der sich einer völlig verkorksten familiären Bindung widmet. Ein weiterer Höhepunkt ist der Track “Alles ist so Hurensohn”, der wie eine FSK-18-Version des Fanta 4-Klassikers “MFG” klingt. Im Laufe der knapp 76 Minuten wütet Kaisa auf eindringlichste Weise gegen alles, was ihn an dieser Welt ankotzt. Natürlich wiederholt er sich dabei hin und wieder: Auf unauthentischen Gangstarappern wird etwas zu oft und ausführlich herumgehackt und vor allem diverse homophobe Ansagen wirken reichlich deplatziert. Am Ende hilft Kaisa an dieser Stelle nur der Verweis auf den Abbildungscharakter gesellschaftskritischer Rapmusik. Rein musikalisch ist “K.M.K.” sicher kein Album für sommerliche Nachmittage, aber in der richtigen, apokalyptischen Stimmung entfaltet es durchaus eine starke Wirkung.
Text: René Schweitzer