Vor sechs Jahren rappte GLC auf “Spaceship” von Kanye Wests College-Erstling: “Waitin’ patiently I ask myself, where I wanna go, where I wanna be.” Er hat bis heute keine Antwort gefunden. Zu eigenständig, um aus der offensichtlichen Weedcarrier-Situation einfachen Profit zu schlagen. Zu irrelevant für den Markt, um vom Protegé ins Rampenlicht forciert zu werden. GLC besitzt die Stimme, aber offensichtlich nicht die Story. Den Rücken des hippsten Popstars der Jetztzeit hatte er jedoch stetig – ohne sich dabei aber an seinem Rockzipfel zu erhängen. Neben Europa-Tourneen und Promorutschen springt für ihn nun ein Debütalbum heraus.
Loyalität ist im Weedcarrier-Geschäft eben nach wie vor die stärkste Währung. Einen Yeezy-Beat und -Sechzehner gibt es demnach auf “Love, Life & Loyalty” auch: “Flight School” vereint Piano-Klimperei und T-Pain-Hook zu so simpel wie effektiver Post-”808 & Heartbreaks”-Pop-Ästhetik. GLCs Bun B-Bariton blubbert locker vor sich hin und rekapituliert die zurückgelehnte Chevy-Fahrt von South Side-Brennpunkt zum Strip Club. Mid West-Lokalpatriotismus vorgetragen mit Down South-Akzent – mit Sicherheit GLCs stärkstes Alleinstellungsmerkmal. An der Seite von Bun B und Sir Mix-A-Lot auf “Clockin Lotsa Dollarz” entsteht daraus eine mit Sizzurp versetzte Rider-Hymne. Grundsätzlich ist sein Beat-Händchen jedoch nicht vor Fehlgriffen gefeit: Schmerzhaft gestrig kollaboriert GLC mit Manfred Mann für die musikalisch und kreativ unspektakuläre Neuauflage dessen “Blinded By The Light”. Auch “Cold As Ice” bleibt uninspiriert hinter Foreigner-Original und M.O.P.-Version zurück. Leider hat auch das grundsolide “I Ain’t Even On Yet” bereits knapp drei Jahre auf dem Buckel. Für zeitliche Relevanz scheint GLC wenig übrig zu haben – “So Real” könnte mit gepitchtem Soul-Sample und donnernden Direkt-Drums von einer verschollenen Kanye-Beat-CD stammen. Für die Echthalter-Diskussion im Def Jam-Büro sollte Mr. West sich seinen Homie GLC warm halten, für die nächste Haute Couture-Show in Paris lässt er ihn lieber daheim in Chicago. GLC selbst scheint bescheiden genug zu sein, um es ihm dennoch zu danken.
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Alex Engelen