„>The rhyme style is elevated. The style of beats is elevated. But it’s still Guru and Premier.” Gurus Zeilen im Intro zur fünften Gang Starr-LP beschreiben die Platte fast perfekt. Innerhalb der vierjährigen Entstehungszeit hatte Guru seinen Flow enorm weiterentwickelt, aber es waren am Ende vor allem DJ Premiers Produktionen, die “Moment Of Truth” zum Klassiker machen. Einerseits blieb Premo bei seiner Zwei-Takt-Loop-Technik und gestaltete weiterhin eine Vielzahl von Hooks mit den charakteristischen Vocalcuts, andererseits erweiterte er geschickt das Spektrum der Samplequellen und bediente sich vermehrt bei orchestralen Soul- oder Funkstücken. Guru entdeckte neue Themenkomplexe und gab sich sozialkritisch und selbstreflektiert. Allein die Kooperationen mit Inspectah Deck (“Above The Clouds”), K-Ci & JoJo (“Royalty”), Big Shug und Freddie Foxxx (“The Militia”) und vor allem Scarface (“Betrayal”) reiften so über die Jahre zu ausgewachsenen Klassikern, die auch elf Jahre später auf keiner Golden-Era-Sause fehlen dürfen.
Selbstverständlich bestanden Premo und Guru auch alleine den Test der Zeit (“You Know My Steez”, “JFK 2 LAX”, “Work”), und selbst das von Möchtegern-A&Rs ins Feld geführte Totschlagargument des mangelnden kommerziellen Erfolges zieht hier nicht. Trotz harscher Kritik an der Industrie und klarer Underground-Ausrichtung und obwohl Guru wie auch Premo nie die Spur einer Anbiederung an Mainstream-Trends aufkommen ließen, chartete die Platte in den USA auf der Eins. Aber macht sie das zum Meilenstein? Was ist ein Meilenstein? Wenn fast jede beliebige Zeile eines Albums von Mitstreitern in aller Welt wörtlich oder in Form von Cuts zitiert und unterschrieben wird? Wenn man einen Soundentwurf präsentiert, der in der Folge x-mal kopiert, aber nie erreicht wird, der als Blaupause für eine ganze Ära gilt und auch zehn Jahre nach Release nicht totzukriegen ist? “Moment Of Truth” hat Menschen zu HipHop gebracht, es hat den Sound einer Zeit geprägt. Es ist der Soundtrack einer Rap-Generation, die mit der LP ganz eigene Geschichten verbindet – und genau das macht dieses Album zu einem Meilenstein.
Noo Trybe, 1998
Julian Gupta