Spätestens bei »King of Rap« wusste es ganz Rap-Deutschland: Kool Savas ist der Rap-Killer. Dennoch gab es genügend Kollegen, die den selbsternannten King als Gastrapper auf ihren Songs haben wollten. Ob sie nicht Angst hatten, auf ihrem eigenen Scheiß ermordet zu werden? Vielleicht dachten sie sich einfach: Wenn dieser Plattenpapzt durch einen Track mit Savas berühmt werden kann und dafür lediglich ein paar Cuts liefern muss, kann man von einem Feature mit Savas nur profitieren.
Zur Veröffentlichung der vierten JUICE-Sonderausgabe, die sich auf 116 Seiten mit Kool Savas beschäftigt und passend zur VÖ von »Aura« am 11.11. erscheint, stellen wir heute die fünf Lieblings-Kool-Savas-Features der JUICE-Redaktion vor. (Spoiler: »King of Rap« ist nicht dabei. Ist ja eigentlich ein Solotrack von Savas!)
05 Smut Peddlers feat. Kool Savas »That Smut Pt.2« (Rawkus, 2001)
Wenn man Ende der Neunziger auf dem Rawkus- und Eastcoast-Underground-Film war, dann waren Mr. Eon und DJ Mighty Mi von der Philly-Crew The High & Mighty echte Helden. Ihr Porno-Projekt mit Cage unter dem Namen Smut Peddlers war für die damalige Zeit extrem expliziter Stoff, auf ihrem 2001er Album »Porn Again« gab es Features von Kool Keith, Kool G Rap oder R.A. The Rugged Man. Kool Savas war zu jener Zeit das, was in Deutschland dem Begriff des »Pornorappers« am Nächsten kam, weil alle anderen viel zu brav waren und die schlimmeren Entwürfe von Frauenarzt, Orgi und Konsorten noch ein Dasein im finstersten hinteren Schmuddeleck der deutschen HipHop-Szene fristeten. Savas hingegen war auf dem Sprung nach oben und die Kollaboration mit den Smut Peddlers ein weiterer wichtiger Schritt im Feature-Marathon, der ihn zu Beginn des neuen Jahrtausends zum angesagtesten MC der Nation machte. Anders gesagt: Der Typ war heiß wie Frittenfett. Und »That Smut« mit seinem treibenden Beat und dem Mörderverse von Savas eine der erfolgreicheren und besseren transatlantischen Kollabos der HipHop-Geschichte.
04 Olli Banjo feat. Kool Savas »Selbstmord« (Headrush, 2004)
Im Jahr 2004 gehörten diese Neptunes-artigen SynthBass-Bläser-Beats zur Tagesordnung. Müheloses Battlegespitte von Kool Savas nach wie vor ebenfalls. Hier unterstützte er den damals noch aufstrebenden Olli Banjo als Sparringspartner und schüttelte mal wieder einen unangestrengten 16er aus dem Ärmel. Während Deutschraps Ein-Mann-Al-Qaida Banjo sich bei Party-Puppen als Pole-putzender Alliterat übt, gibt Savas der Szene Dicks in den Mund wie’n Puff. Klack, klack, klack. Pump den Scheiß in deinem Daewoo, als wäre es 2004.
03 Tua feat. Kool Savas »Problem« (Deluxe Records, 2009)
»Von den jungen Rappern sticht Tua auf jeden Fall heraus«, sagt Kool Savas über den Reutlinger Orson. Gegenseitiger Respekt ist eben oft die beste Voraussetzung für qualitative Zusammenarbeit. Für Tuas Deluxe-Album »Grau« offerierte Savas einen Gastverse auf dem Track »Problem«. Über eine elektrifizierte Orient-Tröte und Moll-Streicher liefert Savas einen Kopf Hoch-16er für die grauen Tage im Leben. »Du willst nach oben? Dann schau nicht mehr nach unten!« Einer von Savas‘ eher seltenen emotionalen Momenten.
02 STF feat. Kool Savas »Ihr müsst noch üben« (PDNTDR, 1999)
Scopemann, Touareg und Fast Forward waren unbeugsame Untergrundsoldaten, bereits 1994 hatten sie mit der »Keine Effekte«-Maxi ordentlich 808-Bass und Battle-Attittüde in die Friede-Freude-Eierkuchen-Szene injiziert. Fünf Jahre später erschien ihr ähnlich kompromissloses »Comeback« auf Vinyl, auf der B-Seite der Maxi befand sich jedoch das eigentliche Highlight »Ihr müsst noch üben«, ein Feature mit dem damaligen Szeneschreck King Kool Savas. Amtlich dick produziert von Fast Forward, klangen allerdings die Holterdipolter-Flows von STF schon zum damaligen Zeitpunkt leicht überholt – ein Umstand, der Savas freilich noch mehr Platz zum Scheinen ließ. Und so wurde das Feature mit den drei Mid-Schoolern zum wesentlichen Baustein des aufkeimenden Hypes um diesen jungen Berliner MC mit dem dreckigen Mundwerk, der zeitgleich mit der ebenfalls auf Fast Forwards Label PDNTDR erschienenen »LMS«-Maxi unangenehm auffiel.
01 Creutzfeld & Jakob feat. Kool Savas »Fehdehandschuh« (PDNTDR, 2000)
»Ich häng an diesem Battleding und burne dich flächendeckend, Kind.« Als ob Lines wie die von Flipstar nicht schon ausreichend für einen Battlerap-Klassiker wären, klatschte (King) Kool Savas auf Creutzfeld & Jakobs »Fehdehandschuh« einen Part in Deutschraps Fresse, dass auch der letzte Zweifler den Berliner mit der hohen Stimme ernst nehmen musste. Savas ermordet ganze Crews mit nur einer Zeile, macht schwule Bitches still wie Bäume und rollt über HipHop wie ein Bus. Die Einfachheit dieser Punchlines multipliziert ihre Wirkung und zeigt, dass Vergleiche und Metaphern für Effektivität weder Um-die-Ecke-Denken, blutige Aggressivität noch Akademiker-Titel brauchen. »Du und Deichkind, ihr habt was gemeinsam und zwar Scheiße!« So einfach und doch so gut. »Fehdehandschuh« ist nicht nur mit Abstand das bis dato beste Savas-Feature, sondern auch einer der besten Deutschrap-Songs aller Zeiten und vielleicht der beste Battlerap-Track, der jemals in diesen breiten aufgenommen wurde. »Du willst etwas ändern, änder lieber deine Sicht/Du meinst, du kannst mich zerficken, aber nicht!« Das ist der Stoff, der über toten Rappern liegt!