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Battle of the Ear: Diddy-Dirty Money (1)

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Ein Millionär hat’s schwer. Besonders dieser Millionär und besonders mit den Frauen. Sean »Diddy« Combs kann sich zwar nicht über mangelndes Interesse seitens des weiblichen Geschlechts beklagen. Aber gilt das Interesse wirklich ihm oder nur seinem Geld, seinem Ruhm, seiner Macht? Reich, aber unfähig zu lieben – ein Drama, wie es im Hollywood-Drehbuch steht. Dazu passt das Konzept seines neuen Albums: Mann (Diddy) fährt nach Paris, trifft dort die Frau seiner Träume (echte Romantik gibt’s halt nur in Europa) und verstrickt sich in den Fängen einer dramatischen Komm-her-geh-weg-Romanze. Das klingt ebenfalls nach Hollywood-Drehbuch, nach Breitwand und Popcorneimer. Und bitte: Wer anderes als Diddy könnte so einen Kitsch schon in ein richtig gutes HipHop-Album umsetzen? Seit dem bittersüßen »I Love You Baby« von seinem Debütalbum ist bekannt, dass der Mann ein Händchen fürs Tragisch-Trashige hat. Mit der Ex-Danity Kane-Sängerin Dawn Richard und der Singer-­Songwriterin Kalenna Harper hat er sich den dem Thema angemessenen Schlag R&B geholt. Und auch wenn sich das ursprüngliche Konzept nur noch erahnen lässt: »Last Train To Paris« ist bombastisch. Musikalisch vielseitig, textlich simpel, aber vor allem dank der eingängigen Hooks mit­reißend und nicht zuletzt durch die geschmackvoll gestaltete Gäste­liste (Rick Ross, T.I., Lil Wayne, Drake, Grace Jones, Wiz Khalifa) extrem kurzweilig. Selbst die notorische Biggie-Leichenfledderei (»Angels«) kann man verzeihen. Dass Diddy zuletzt das eine oder andere Wochenende auf Ibiza verbracht hat und mit Felix Da Housecat im Studio war, hört man treibenden Tanzflurstampfern wie »I Hate That You Love Me« oder »Yeah Yeah You Would« deutlich an. Wie zu erwarten hat sich an Diddys hölzerner Vortragsweise nicht viel geändert, aber mal ehrlich: Für ausgefeilte Skills gibt es genug andere Spezialisten. Diddy ist nun mal zuständig für Spektakel und Selbstverliebtheit, und in diesen Punkten setzt er mit »Last Train To Paris« erneut Maßstäbe.

Bad Boy/ Interscope/ Universal

Oliver Marquart

Diddy-Dirty Money

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